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Veränderte Musikwahrnehmung durch Tetra-Hydro-Cannabinol im ...

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Kapitel 1: Einleitung und Überblick<br />

anbauten (Behr, 1982: 128). ‚Tobak‘ nannte sich eine Rauchmischung mit<br />

Marihuanaanteil, welche bis Anfang dieses Jahrhunderts in den Tabakläden käuflich<br />

zu erwerben war.<br />

Im Rahmen der forscherischen Bemühungen um Cannabis als Medizin steht die<br />

Heilkraft der Pflanze <strong>im</strong> Vordergrund. Hierbei können wir von den neuen<br />

Entdeckungen der Cannabinoid-Rezeptorforschung profitieren, können die Materie<br />

Hanf und seine Derivate <strong>durch</strong> moderne, bildgebende Verfahren, größere<br />

Computerleistungen und verfeinerte Untersuchungsdesigns <strong>im</strong>mer gezielter<br />

berechnen und einsetzen und kommen somit u.a. dem Problem der Dosierung des<br />

Medikamentes <strong>im</strong>mer näher (Joy, Watson & Benson, 1999). In der Vergangenheit<br />

war es oft ein Problem, die sogenannten unerwünschten psychoaktiven<br />

Nebenwirkungen zu kontrollieren und rezeptfähig zu machen (Grinspoon &<br />

Bakalar, 1994).<br />

Doch sind es gerade diese psychoaktiven Nebenwirkungen, welche die<br />

Cannabispflanze und ihr Harz (Haschisch) für viele Menschen - nicht erst seit ihrer<br />

kulturell globalen Popularisierung in den 60er Jahren - interessant machen.<br />

Cannabis ist eine der ältesten Kulturpflanzen der Menschheit und das nicht nur<br />

aufgrund ihrer vielseitigen wirtschaftlichen Verwendbarkeit (Herer, 1993), sondern<br />

auch gerade weil sie als Genußmittel, als religiöses Sakrament, als Inspirationsquelle<br />

für Künstler, als Aphrodisiakum der Liebenden, als Entspannungs- oder<br />

Schmerzmittel, als Euphorikum, Sedativum oder als Psychedelikum von vielen<br />

Menschen seit Jahrhunderten genutzt wurde (Julien, 1997; Kupfer, 1996b; Rätsch,<br />

1992c; Solomon, 1966).<br />

Das Phänomen der cannabisinduzierten Wahrnehmungsveränderungen in Kunst und<br />

Medizin ist keine neue wissenschaftliche Thematik. Schon <strong>im</strong> letzten Jahrhundert<br />

hatte sich der Pariser Arzt Moreau de Tours, <strong>durch</strong> die Beschreibungen der<br />

Cannabiswirkungen von angesehenen Literaten wie Baudelaire oder Gautier <strong>im</strong> ‚Club<br />

de Haschischin‘, eine Innenansicht der möglichen Erlebnisse und<br />

Bewußtseinsinhalte erhofft. Er suchte die Nähe von Künstlern, weil er sich von<br />

schreibenden Künstlern eine detaillierte und angemessene Schilderung der<br />

Wirkungen auf den schöpferischen Geist erwartete (Kupfer, 1996b: 103). Auch<br />

wenn ihm bewußt war, daß die Erfahrung eines <strong>durch</strong> Cannabis veränderten oder<br />

intensivierten Bewußtseinszustandes eine eigene Entität bleibt, begründete sich sein<br />

wissenschaftliches Interesse in einem Modell der Entfremdung von gewöhnlichen<br />

mentalen Prozessen, wie sie in den produktiven Phasen einer Schizophrenie<br />

eintreten (Moreau de Tours, 1845). Wahrnehmung hat etwas damit zu tun, ob<br />

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