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Veränderte Musikwahrnehmung durch Tetra-Hydro-Cannabinol im ...

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Kapitel 2: Sozialpharmakologische Perspektiven von Cannabis und Musik ...<br />

„Eine Gemeinschaft ... deren Hygiene und Rassenpflege als<br />

modernes Ritual auf den biologisch-statistischen Erfahrungen<br />

beruht, kann <strong>im</strong>mer nur den äußeren Massenstandpunkt vertreten,<br />

für den kann sie Kriege führen, unaufhörliche, denn Wirklichkeit ist<br />

für sie Rohstoffe, aber ihr metaphysischer Hintergrund bleibt ihr<br />

verschlossen” (Benn, 1960).<br />

Daß es auch eine Tradition bewußten Drogengebrauchs, eine Cannabiskultur gibt<br />

(Blätter, 1990; Rätsch, 1995d), wird scheinbar übersehen.<br />

2.1.1.2 Drogengebrauch<br />

Der Drogengebrauch charakterisiert sich <strong>durch</strong> einen bewußten, funktionalen<br />

Umgang eines Individuums mit Substanzen innerhalb einer kulturellen Tradition,<br />

welche ritualisierte Formen und Gebrauchsmuster entwickelt hat (Blätter, 1995;<br />

Schneider, 1995). Hierbei ist die Einstellung zu der Droge von Bedeutung und die<br />

Erwartungshaltung, die an die Droge gestellt wird (Höhle, Müller-Ebeling, Rätsch &<br />

Urchs, 1986: 33). Der Drogengebrauch ist gekennzeichnet <strong>durch</strong> die Funktionen,<br />

die er innerhalb der kulturellen Umgangsformen entwickelt hat.<br />

Bei den Rastafaris in Jamaika beispielsweise wird der Cannabiskonsum bewußt zur<br />

Erzeugung religiösen Erlebens eingesetzt. Der Rausch wird dabei als spirituelle<br />

Erfahrung interpretiert, die <strong>im</strong> Vergleich zu starken Psychedelika geringe Intensität<br />

und kürzere Wirkungsdauer ermöglicht, eine häufige Anwendung als ”Vehicle t o<br />

God”, ohne dabei die Erfordernisse des Alltags ernsthaft zu gefährden. Eine enge<br />

rituelle Einbindung ist hier nicht erforderlich, und <strong>im</strong> Vordergrund stehen eher die<br />

lehrreichen, erbaulichen, vor allem jedoch die angenehmen, wohltuenden und<br />

entspannenden Rauscherfahrungen. Religiös motivierter Drogenkonsum bewirkt<br />

hier auf der sozialen Ebene Verstärkung des Zusammengehörigkeitsgefühls der<br />

Gruppe und Vertiefung der emotionalen Beziehungen, beinhaltet also<br />

harmonisierende und gruppenkohäsive Funktionen (Blätter, 1990).<br />

Blätter kategorisiert medizinische, hedonistische, soziale, kompensatorische,<br />

ökonomische und politische Funktionen des Drogenkonsums und definiert Drogen<br />

allgemein als ”alle Substanzen, die pr<strong>im</strong>är dazu genutzt werden, bewußt, also<br />

absichtlich das eigene Bewußtsein zu verändern, um ein subjektiv verändertes<br />

Erleben von Wirklichkeit zu ermöglichen” (Blätter, 1990:11).<br />

Andreas Giger et al. befragten 627 Cannabiskonsumenten in Deutschland und in der<br />

Schweiz. Giger kam zu der Feststellung, daß es eine ”etablierte Hanfkultur” gibt und<br />

sich ”die Konsumenten - außer in der Wahl ihres Genußmittels - kaum von der<br />

übrigen Bevölkerung unterscheiden” (Giger & Fuß, 1994). Eine der<br />

Hauptmotivationen, warum Cannabis konsumiert wird, war, daß Cannabis als ein<br />

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