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Veränderte Musikwahrnehmung durch Tetra-Hydro-Cannabinol im ...

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Kapitel 3: Exper<strong>im</strong>entelle Untersuchungen mit Cannabis ...<br />

Moskowitz‘ Untersuchung (vgl. 3.4.2.2 oben) wurden die Probanden um eine<br />

selektive Auswahl von Tonlängen variierend auf dem rechten und linken Ohr<br />

gebeten. Solowij nutzte zur Untersuchung kognitiver Funktionen Tonsequenzen und<br />

interpretierte entstehende Erwartungshaltungen als Intrusionsfehler der<br />

Aufmerksamkeitsleistungen. In ihren Untersuchungen mit Tonsequenzen äußerte<br />

sich die geschwächte Fokussierung der Aufmerksamkeit in der Unfähigkeit,<br />

unwichtige, nicht der Aufgabe zugehörige Toninformationen auszublenden. Solowij<br />

kam in ihren Untersuchungen zu dem Schluß, Cannabiskonsumenten hätten einen<br />

Hang zur Beeinträchtigung der Aufmerksamkeitsfokussierung, und Cannabis würde<br />

subtile Veränderungen des kognitiven Stiles bei Problemlösungsvorgängen und in der<br />

Organisation und Planung des Verhaltens hervorrufen (Solowij, 1998: 228ff). Doch<br />

könnten sich die oben beschriebenen Hörerfahrungen hier auch auf die Präsentation<br />

der Töne ausgewirkt haben. Wie in Kapitel 3.4.2 oben deutlich wurde, veränderte<br />

sich die Wahrnehmung insbesondere von hohen Frequenzen unter Cannabiseinfluß.<br />

Inwiefern diese Veränderung <strong>im</strong> Normalzustand nachwirkt oder darauf übertragen<br />

wird, läßt sich nicht sagen, da keine Untersuchungen hierzu vorliegen. Doch das<br />

cannabisinduzierte Musikhören erzeugt ein akustisches Wahrnehmungsmuster, was<br />

als Klangerlebnis erinnert werden kann. Es knüpft sich an besondere<br />

Erfahrungsmomente, welche wiederum dazu führen können, eine Musik<br />

komponieren zu wollen, wie sie Konsumenten vielleicht während solcher Momente<br />

gerne hören möchten (vgl. 3.5 oben).<br />

Abgesehen davon, daß die Verläßlichkeit, Sensitivität und Forschungsökologie<br />

neuropsychologischer Testmethoden selbst von Neuropsychologen bezweifelt wird<br />

(Dodrill, 1997), sind viele neuropsychologische Testmethoden vornehmlich daran<br />

orientiert, einen konvergenten Denkstil meßbar zu machen. Vorrangiger Wertbezug<br />

ist eine an mechanischen Grundlagen orientierte Folgerichtigkeit eines linearen,<br />

logischen Denkens. Dabei gilt es, richtige von falschen Lösungen bei einer<br />

Aufgabenstellung zu unterscheiden. Ein divergentes Denken, wie es in<br />

künstlerischen Prozessen von Interesse ist, läßt sich damit nur begrenzt beurteilen,<br />

da hier die Variation von Perspektiven und die Erstellung neuer Kontexte von<br />

Interesse sind (Cropley, 1982). Es stellt sich hier also die Frage, ob nicht die<br />

Verbindung von Cannabiswirkungen und künstlerisch kreativem Verhalten eine<br />

andere Bewertungsgrundlage fordert als eine an Konvergenzidealen orientierte<br />

Methodik. Dies kann hier nur kurz andiskutiert werden und verlangt nach einer<br />

Vertiefung in weiteren Untersuchungen.<br />

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