10.11.2014 Aufrufe

5. Familienbericht 1999 - 2009 auf einen Blick - BMWA

5. Familienbericht 1999 - 2009 auf einen Blick - BMWA

5. Familienbericht 1999 - 2009 auf einen Blick - BMWA

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

FAMILIENBERICHT <strong>1999</strong> – <strong>2009</strong> AUF EINEN BLICK<br />

Geschlechterrollen: Einfluss neuer Medien<br />

Zu klären ist, inwieweit die familiären Sozialisationsinstanzen Einfluss <strong>auf</strong> die Bildung von<br />

Geschlechteridentität haben. Die Frage ist aus mehreren Gründen berechtigt: zum <strong>einen</strong>,<br />

weil die Geschlechterbestimmung mit einer hidden structure ausgestattet ist, sich also weitestgehend<br />

symbolischer Zuordnungen bedient, die den Akteuren in der Regel unbewusst<br />

sind (Cook-Gumperz/Scales 1996, von der Hagen-Demszky 2006: 65). So wird die nach wie<br />

vor charakteristische männliche Hegemonie auch von Müttern und Frauen weitergegeben,<br />

die sie aus tradierten Einstellungsmustern internalisiert haben. Zum Zweiten muss man<br />

konstatieren, dass der Informations- und Kommunikationsfluss, der in die Konstitution von<br />

Geschlechterrollen eingeht, sich in einem beträchtlichen Ausmaß der Kontrolle familialer<br />

Instanzen entzieht (Hengst 1991: 18 ff.). Zu denken ist dabei vor allem an die von neuen<br />

Medien, insbesondere dem Internet ausgehenden Einflüsse, denen auch Kinder offenbar in<br />

beträchtlichem Maße ausgesetzt sind. In dem l<strong>auf</strong>enden EU-Projekt „EU-Kids Online”, das<br />

in Österreich durch Ingrid Paus-Hasebrink vertreten wird, wird festgestellt, dass in Österreich<br />

immerhin 41 Prozent der Eltern berichten, ihre Kinder seien mit beeinträchtigenden<br />

Inhalten konfrontiert worden (vgl. Hasebrink/Livingstone/Haddon 2007). Die Überflutung<br />

mit expliziten Darstellungen des Geschlechtlichen stellt mittlerweile <strong>einen</strong> ernstzunehmenden<br />

Sozialisationsfaktor dar, der auch soziale Verhaltensstandards betrifft.<br />

Konsumverhalten: Kinder in Entscheidungen einbezogen<br />

Im Familienalltag spielen Konsumentscheidungen eine zentrale Rolle. Auch hier ist davon<br />

auszugehen, dass der Anteil intentionaler Sozialisation, also von Konsumerziehung im<br />

strikten Sinn, relativ gering einzuschätzen ist. Stattdessen lernen Kinder und Heranwachsende<br />

Konsumverhalten wiederum durch Lernen am Modell. Tatsächlich sind Kinder und<br />

Erwachsene altersabhängig in vielfacher Weise in die Konsumentscheidungen der Familie<br />

einbezogen, insbesondere bei der Planung und Entscheidung über die Anschaffung höherwertiger<br />

Gebrachsgüter (z. B. Autos) oder bei der Urlaubsplanung (dazu Dimmel/Hagen<br />

2005: 143, Kroeber-Riel/Weinberg 2003: 468, KidsVerbraucherAnalyse 2003 Marktforschung<br />

Axel Springer AG). Konsumakte sind im familialen Rahmen in hohem Maße kollektive<br />

Entscheidungen, die in Aushandlungs- und Verhandlungsprozessen zustande kommen<br />

und an denen alle Familienmitglieder partizipieren.<br />

Familie und andere Sozialisationsagenturen: Konkurrenz und<br />

Kompensation<br />

Wenn das Verhältnis von Familie zu anderen Sozialisationsagenturen als ein Verhältnis<br />

der Konkurrenz oder der Kompensation verstanden wird (ebenso Hopf/Hopf 1997, Rippl<br />

2008: 451), so bedeutet dies, dass Familie und außerfamiliale Sozialisation entweder unterschiedliche<br />

Ziele verfolgen, die sich zu einem beträchtlichen Teil ausschließen, oder dass<br />

beide im Prinzip gleiche Ziele verfolgen und sich dabei mit unterschiedlicher Qualifikation<br />

und unterschiedlichem Potenzial ergänzen. Dabei sind die beiden Möglichkeiten nicht als<br />

einander ausschließende Varianten zu betrachten, sondern eher als Endpunkte eines Feldes<br />

von Möglichkeiten der Kombination von Konkurrenz und Kompensation. Man betrachte<br />

etwa die häufig spannungsgeladene Beziehung Familie und Peergroup, die offensichtlich<br />

beide Elemente, also Konkurrenz und Kompensation enthält.<br />

105

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!