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5. Familienbericht 1999 - 2009 auf einen Blick - BMWA

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FAMILIENBERICHT <strong>1999</strong> – <strong>2009</strong> AUF EINEN BLICK<br />

Es mehren sich Anzeichen dafür, dass die Sozialisationsinstanz Familie an normativer Wirksamkeit<br />

verliert, während sich Formen von „Fremdsozialisation” verstärken; dabei ist nicht<br />

nur an institutionalisierte Einflüsse in Bildung, Ausbildung, Organisationen etc. zu denken,<br />

sondern ebenso an die wachsende Bedeutung von nicht-verwandten Bezugspersonen und<br />

-gruppen, wie Freund/-innen, Freizeitcliquen, Milieus etc. (Hurrelmann 1998, Alt 2005).<br />

Sekundäre Sozialisation: Neue Aufgaben<br />

Vorschulische und schulische Einrichtungen bilden das System der sekundären Sozialisation,<br />

mit welchem die Familie durch wechselseitige Einfluss- und Austauschbeziehungen<br />

sowie durch gegenseitige Anforderungen und Erwartungen verbunden ist. Der Eintritt von<br />

Kindern in diese Erziehungsinstitutionen bedeutet gleichzeitig <strong>einen</strong> Übergang mit neuartigen<br />

Perspektiven und Aufgabenstellungen, die von der Familie bewältigt werden müssen,<br />

während sie gleichzeitig neue Formen der Entlastung und Unterstützung erfährt. Der Eintritt<br />

der Kinder in die Schule – als der schon wegen der zeitlichen Dauer bedeutsamsten<br />

Repräsentantin der sekundären Sozialisation – bedeutet für die beteiligten Familie <strong>einen</strong><br />

als Diskontinuität erlebten Phasenübergang (Griebel/Niesel 2003), der nicht nur eine Neuverteilung<br />

von Erziehungs- und damit Sozialisationskompetenzen bedeutet, sondern auch<br />

grundlegende Umstellungen in den alltäglichen Abläufen des Familienlebens. Zu den Schulzeiten<br />

kommt der Zeit<strong>auf</strong>wand für Hausarbeiten sowie für den Schulweg, die zusammengenommen<br />

den Raum für familiäre Aktivitäten zunehmend einschränken (Jensen/Saporiti<br />

1992: 62 f.).<br />

Die Einschätzung der Schule als Sozialisationsinstanz ist alles andere als selbstverständlich<br />

und entspricht wohl auch nicht dem Selbstverständnis des pädagogischen Personals.<br />

Soziologisch kommt es <strong>auf</strong> die tatsächlichen und alltäglichen Kommunikationen im Schulleben<br />

an, in deren Einflussbereich sich Persönlichkeiten entwickeln. Die Verbindung zwischen<br />

familiärer und schulischer Sozialisation vollzieht sich im Wesentlichen in zweifacher Hinsicht:<br />

einmal in den kognitiven Basiskompetenzen von literacy und numeracy, die von der<br />

Schule vorausgesetzt werden bzw. <strong>auf</strong> welche die schulische Wissensvermittlung <strong>auf</strong>baut,<br />

und zum anderen in den Erwartungen, die von Eltern an die Leistungen der Kinder gestellt<br />

werden. Beides korreliert in hohem Maße mit der sozialen Lage der Familie und mit den<br />

dadurch induzierten Erziehungsstilen.<br />

Peergroups: „Gegenmodell” zu Familie<br />

In Peergroups oder Gleichaltrigengruppen vollzieht sich eine weitere Form außerfamilialer<br />

Sozialisation, die parallel und teilweise überschneidend mit dem Eintritt in die vorschulische<br />

und schulische Erziehung stattfindet. Als Peergroups werden dabei die „losen Gruppen<br />

von etwa Gleichaltrigen bezeichnet, die als typische Gesellungsform die Sozialwelt<br />

der Kinder und Jugendlichen kennzeichnen” (Rendtorff 2003: 142, Härtwig 2004: 65).<br />

Die wichtigste Funktion der Peergroups besteht darin, dass sie ein Gegenmodell zur Eltern-Kind-Beziehung<br />

bieten, das <strong>einen</strong> anderen Typus als familiäre Beziehungen darstellt.<br />

Peergroups gelten somit auch als eigene Sozialisationsinstanz, die Normen und Werte der<br />

Gesellschaft den heranwachsenden Kindern vermitteln. Hier muss das Kind Zugehörigkeit<br />

und Status „verdienen” und „rechtfertigen”, muss sich selbst Anerkennung verschaffen.<br />

Zudem müssen die Heranwachsenden die Beziehungen innerhalb ihrer Gruppe oder Clique<br />

selbstständig regeln. Hierbei machen die Kinder die Erfahrung, „dass außerhalb von Fa-<br />

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