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5. Familienbericht 1999 - 2009 auf einen Blick - BMWA

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FAMILIENBERICHT <strong>1999</strong> – <strong>2009</strong> AUF EINEN BLICK<br />

Familie und Arbeitswelt 59<br />

Familie und Arbeitswelt sind heute zeitlich, räumlich und emotional weniger<br />

klar voneinander getrennt. Es treten neue Spannungsverhältnisse <strong>auf</strong>. Die Vereinbarkeit<br />

von Familie und Beruf wurde in Österreich zu einem wichtigen Thema.<br />

Ausgehend von internationalen Trends verschieben sich auch in etlichen europäischen Ländern<br />

die Grenzen zwischen Erwerb und Familie, Privatem und Öffentlichem, Arbeitszeit<br />

und Freizeit und werden durchlässiger (vgl. Jurczyk/Oechsle 2008, Jürgens 2007, Lange<br />

et al. 2005). Bedingt ist dies dadurch, dass sowohl im Bereich der Arbeitswelt als auch<br />

im Bereich Familie seit mindestens zehn Jahren grundlegende strukturelle Veränderungen<br />

hervortreten, die mit einem Wandel der Geschlechterverhältnisse verbunden sind. Diese<br />

Prozesse werden seit Ende der 1990er-Jahre in der sozialwissenschaftlichen Forschung zunehmend<br />

als „Entgrenzung” analysiert (Gottschall/Voß 2003, Jurczyk et al. <strong>2009</strong>). Österreich<br />

ist von diesen Wandlungen gleichfalls betroffen, allerdings (noch) in moderaterem<br />

Ausmaß als etwa das Nachbarland Deutschland.<br />

Bezogen <strong>auf</strong> Arbeitswelt, Familie und ihr Verhältnis zueinander konkretisieren sich Entgrenzungen<br />

erstens in Richtung Deregulierung und Flexibilisierung der Erwerbsarbeit, zweitens<br />

in Richtung Vervielfältigung von Familienformen und von Regularien familialen Binnenlebens<br />

sowie der Destandardisierung von biografischen Familien- und Erwerbsverläufen.<br />

Gleichzeitig verstärken <strong>auf</strong> politischer Ebene international beobachtbare Trends wie etwa<br />

die Beschäftigungsoffensive <strong>auf</strong> EU-Ebene („Lissabon-Strategie”), das arbeitsmarktpolitische<br />

Konzept der „Employability” sowie das damit verwandte sozialpolitische Konzept des<br />

„aktivierenden Sozialstaates” (Betzelt 2008) die Grenzverschiebungen im Verhältnis von<br />

Familie und Beruf. Dies gilt in Ansätzen auch für Österreich. Diese drei politischen Strategien<br />

wirken dar<strong>auf</strong> hin, alle erwachsenen Individuen beschäftigungsfähig und <strong>auf</strong> dieser<br />

Basis verantwortlich für ihre ökonomische Eigenständigkeit zu machen (Ostner 2003). Die<br />

sogenannte Lissabon-Strategie konkretisiert dieses Ziel anhand einer EU-weit anzustrebenden<br />

Quote erwerbstätiger Frauen von mindestens 60 %.<br />

Indikatoren der Entgrenzung von Familie und Arbeitswelt<br />

Das so genannte Normalarbeitsverhältnis mit den Merkmalen lebenslanger, kontinuierlicher<br />

Vollzeiterwerbstätigkeit, die sozial abgesichert ist, ist nicht mehr der Regelfall (Richter<br />

2004: 184). Es galt vor allem für Männer und ist die erwerbsseitige Basis des so genannten<br />

„Male Breadwinner Model”. Im vergangenen Jahrzehnt nahm es zugunsten atypischer Beschäftigungsformen<br />

ab. Durch die Infragestellung der Selbstverständlichkeit des Normalarbeitsverhältnisses<br />

wird die ökonomische Basis der Ernährerrolle von Männern brüchig.<br />

Für beide Geschlechter steigt seit Anfang der 1980er-Jahre die Zahl prekärer und marginaler<br />

Erwerbstätigkeit (Haller 2008: 284). Geringfügige Beschäftigung nimmt von 1995 –<br />

2007 absolut und relativ deutlich zu, sie verdoppelt sich bei Männern und fast ebenso bei<br />

59<br />

Aus Band I, Veränderungen im Verhältnis von Familie und Arbeit sowie ihre Folgen, von Karin Jurczyk und<br />

Gabriele Schmied<br />

118

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