5. Familienbericht 1999 - 2009 auf einen Blick - BMWA
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FAMILIENBERICHT <strong>1999</strong> – <strong>2009</strong> AUF EINEN BLICK<br />
und der verstärkten öffentlichen und wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dieser<br />
Thematik widerspiegelt. Neben Kindern sind vor allem Frauen von körperlichen Gewalthandlungen<br />
betroffen. Die negativen Folgen von Gewalterfahrungen sind vielgestaltig<br />
und gut belegt und äußern sich in Form von unmittelbaren körperlichen Schädigungen<br />
und Entwicklungsproblemen (bei Kindern), vermehrtem Auftreten von Depression, Verhaltensproblemen<br />
bis hin zur Delinquenz, sozialen Kontaktstörungen, Essproblemen<br />
und psychiatrischen Auffälligkeiten (vgl. z. B. Cizek et al. 2001). Dem Bedürfnis nach<br />
emotionaler und körperlicher Sicherheit in der Familie wird insbesondere durch <strong>einen</strong><br />
wertschätzenden und liebevollen Umgang der Familienmitglieder untereinander Rechnung<br />
getragen. Für die Paarbeziehung hat sich gezeigt, dass die wichtigste Komponente<br />
für eine qualitativ gute Beziehung <strong>auf</strong> einer funktionierenden Kommunikation und tauglichen<br />
Konfliktlösestrategien beruht (vgl. z. B. Bodenmann 2000), während in Bezug <strong>auf</strong><br />
die Eltern-Kind-Beziehung Erziehungseinstellung und -verhalten von Bedeutung sind.<br />
Die Verfügbarkeit und Nutzung gemeinsamer Zeitressourcen in Form von Gesprächen,<br />
Alltags- und Freizeitaktivitäten stellt eine wichtige Voraussetzung dar, um ein Klima der<br />
emotionalen Sicherheit zu schaffen.<br />
Im Bereich der Gewaltprävention kommt gesetzlichen Maßnahmen ein wichtiger Stellenwert<br />
zu. Darüber hinaus geht es vor allem um die Entwicklung eines „Bewusstseins der<br />
Gewaltfreiheit”, das auch eng verknüpft ist mit den Rollen, die Kindern, Frauen und Männern<br />
in der Familie und der Gesellschaft insgesamt zugewiesen sind. Die ausreichende<br />
Verfügbarkeit von Familienzeit zur Festigung von Bindungen und der daraus resultierenden<br />
emotionalen Sicherheit stellt ebenfalls eine wichtige Bedingung für die Vermeidung des<br />
Entstehens von Gewalt dar.<br />
Bedürfnis nach Liebe und Zugehörigkeit: Familie als zentrale<br />
Quelle<br />
Das Vorhandensein verlässlicher, liebevoller Bezugspersonen bildet eine wesentliche Voraussetzung<br />
für die gesunde psychische, emotionale und auch geistige Entwicklung von Kindern<br />
(vgl. z. B. Ahnert 2004). Das Bedürfnis nach Liebe und Zugehörigkeit nimmt jedoch im<br />
ganzen Lebensl<strong>auf</strong> <strong>einen</strong> zentralen Stellenwert ein. So wurden etwa in der Österreichischen<br />
Jugendwertestudie (Friesl 2001) von 72 % bzw. 69 % der befragten 14- bis 24-jährigen<br />
„Freunde und Bekannte” sowie „die Familie” als die wichtigsten Lebensbereiche genannt.<br />
Wird das Bedürfnis nach Liebe und Zugehörigkeit nicht erfüllt, reagieren Menschen mit<br />
sozialem Rückzug und mit Gefühlen von Traurigkeit, Verletztheit, Einsamkeit, Eifersucht,<br />
Schuld und Scham (vgl. Leary et al. 2001). Soziale Zurückweisung ruft zudem häufig auch<br />
aggressives Verhalten hervor (vgl. Twenge et al. 2001) und kann negativen Einfluss <strong>auf</strong> die<br />
kognitive Leistungsfähigkeit nehmen (vgl. z. B. Baumeister et al. 2002). Aktuelle Forschungen<br />
(z. B. Heim/Nemeroff 2001, Ladd et al. 2000) wiesen nach, dass strukturelle, neurochemische<br />
und endokrine Veränderung <strong>auf</strong>grund negativer Bindungserfahrungen starken<br />
Einfluss <strong>auf</strong> Motorik, Emotion und Denken ausüben und in starkem Zusammenhang mit<br />
späteren Verhaltensstörungen bis hin zur Delinquenz sowie Lernstörungen und einer Neigung<br />
zu Suchtverhalten stehen.<br />
Gerade für das Bedürfnis nach Liebe und Zugehörigkeit stellt die Familie eine zentrale Quelle<br />
dar. Die Voraussetzungen für die Erfüllung dieses Bedürfnisses liegen dabei primär in den<br />
einzelnen Familienmitgliedern selbst begründet. Bindungsfähigkeit und -bereitschaft sowie<br />
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