5. Familienbericht 1999 - 2009 auf einen Blick - BMWA
5. Familienbericht 1999 - 2009 auf einen Blick - BMWA
5. Familienbericht 1999 - 2009 auf einen Blick - BMWA
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
FAMILIENBERICHT <strong>1999</strong> – <strong>2009</strong> AUF EINEN BLICK<br />
Eine wichtige Ausdrucksmöglichkeit von Wertschätzung besteht in der Möglichkeit zur Mitbestimmung<br />
und Partizipation z. B. im Sinne der Einbeziehung von Familien in politische<br />
Entscheidungsbereiche, von denen diese Personengruppen betroffen sind. Auch die institutionalisierte<br />
Sichtbarmachung und Vertretung von Personengruppen (z. B. von Familien<br />
durch die Familienreferate der Bundesländer) kann als Ausdruck der Wertschätzung verstanden<br />
werden.<br />
Bedürfnis nach Selbstverwirklichung: Herausforderung der<br />
Vereinbarkeit<br />
Mit dem Thema „Selbstverwirklichung” ist im Familienkontext bzw. im Kontext der Elternschaft<br />
immer auch das Thema „Vereinbarkeit” angesprochen. Selbstverwirklichung meint<br />
aber auch, innerhalb der einzelnen Bereiche sein Potenzial entfalten und sich weiterentwickeln<br />
zu können, also beispielsweise im Erwerb oder in der Schule. Selbstverwirklichung<br />
als das Streben, sein Leben im Einklang mit den ureigensten Begabungen und Neigungen<br />
gestalten zu können, wird im Zusammenhang mit der Erwerbstätigkeit von Müttern häufig<br />
kritisch gesehen. In einer Wertestudie des ÖIF (Rille-Pfeiffer/Kapella 2007) sah etwa rund<br />
ein Drittel der Befragten in der „Freude am Beruf” keine ausreichende Rechtfertigung für<br />
die Erwerbstätigkeit einer Mutter eines unter dreijährigen Kindes. Das Zusammenleben<br />
mit anderen Menschen macht immer auch Kompromisse erforderlich und erschwert unter<br />
diesem Aspekt die persönliche Selbstverwirklichung. Umgekehrt kann die Familie in Hinblick<br />
<strong>auf</strong> die Verwirklichung der eigenen Begabungen und Interessen einerseits Quelle,<br />
andererseits auch Ressource sein. Die Erziehung von Kindern kann ein wichtiges Element<br />
der Selbstverwirklichung darstellen, und die Familie kann wertvolle Unterstützung bei der<br />
Förderung der persönlichen Begabungen des Einzelnen leisten. Auch die Familiengründung<br />
selbst und das Zusammenleben mit einem/einer Partner/-in ermöglicht es, das Bedürfnis<br />
nach Selbstverwirklichung zu befriedigen.<br />
Selbstverwirklichung im Sinne von Erikson (1976) kann auch als die erfolgreiche Bewältigung<br />
von Entwicklungs<strong>auf</strong>gaben, die je nach Lebensalter unterschiedlich gestaltet sind,<br />
gesehen werden. Die Entwicklungs<strong>auf</strong>gabe des mittleren Erwachsenenalters (30 bis 50<br />
Jahre) beispielsweise sieht Erikson in der Generativität, die durch die Übernahme von Verantwortung<br />
anderen gegenüber geprägt ist. Dies kann im familiären Alltag im Rahmen der<br />
Kindererziehung ebenso gelebt werden wie im Erwerbsleben, wenn etwa Erfahrungen an<br />
jüngere Mitarbeiter/-innen weitergegeben werden.<br />
Gelingt die Vereinbarkeit der verschiedenen Lebensbereiche nicht oder nur sehr schwer,<br />
können Stress, Burn-out sowie psychosomatische und psychische Erkrankungen die Folge<br />
sein. (vgl. z. B. Gamber/ Börkircher 2008). Zweifellos hat die antizipierte Schwierigkeit bei<br />
der Vereinbarkeit von Familie und Beruf aber auch weitreichende gesellschaftspolitische<br />
Konsequenzen – so ist hinlänglich bekannt, dass sich (industrialisierte) Länder, in denen<br />
sich Familie und Beruf (für Frauen) nur schwer vereinbaren lassen, durch besonders niedrige<br />
Geburtenraten auszeichnen (vgl. z. B. Eichhorst/Thode 2002; Rosenberger <strong>1999</strong>).<br />
Damit die einzelnen Familienmitglieder sich entsprechend ihren Neigungen und Begabungen<br />
entfalten können, ist Kooperation und gegenseitige Unterstützung unumgänglich.<br />
Gleichzeitig kann die Verfügbarkeit von finanziellen oder auch gesundheitlichen und nicht<br />
zuletzt zeitlichen Ressourcen für verschiedene Aspekte der Selbstverwirklichung von wesentlicher<br />
Bedeutung sein.<br />
136