5. Familienbericht 1999 - 2009 auf einen Blick - BMWA
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FAMILIENBERICHT <strong>1999</strong> – <strong>2009</strong> AUF EINEN BLICK<br />
soziale Kompetenzen im Allgem<strong>einen</strong> zählen hierbei zu den wichtigsten Kriterien. Familie<br />
schließt dabei auch Großeltern und andere Verwandte ein.<br />
Um die Etablierung einer sicheren Bindung zwischen dem Kind und s<strong>einen</strong> Bezugspersonen<br />
sicherzustellen, ist seitens der Bezugspersonen auch Sensitivität vonnöten, d. h. das Wissen<br />
um kindliche Bedürfnisse und das sensible, den Entwicklungsstand berücksichtigende<br />
Eingehen <strong>auf</strong> das Kind.<br />
Auf gesellschaftspolitischer Ebene ist für die ausreichende Verfügbarkeit von Familienzeit<br />
Sorge zu tragen. Weiters kann es als gesellschaftspolitische Aufgabe gesehen werden, realistische<br />
Vorstellungen von Partnerschaft zu unterstützen. Da bereits im frühen Kindesalter<br />
häufig auch außerfamiliale Betreuungspersonen wichtige Bezugspersonen sind, sollte auch<br />
den in diesen Zusammenhängen gemachten Bindungserfahrungen des Kindes ausreichend<br />
Aufmerksamkeit geschenkt werden. Auf staatlicher Seite kommt dabei der Qualitätssicherung<br />
im außerfamilialen Betreuungsbereich eine wichtige Bedeutung zu.<br />
Bedürfnis nach Wertschätzung: Emotionale Aufwertung<br />
Gegenseitige Wertschätzung, die in einem Gleichgewicht des emotionalen oder materiellen<br />
Austausches zum Ausdruck kommt, bildet <strong>einen</strong> wesentlichen Bestandteil sozialer Beziehungen.<br />
Erlebte Wertschätzung kann als hilfreiche Ressource in Krisensituationen dienen<br />
(vgl. z. B. Laux et al. 1996). Im Kontext der Erwerbstätigkeit trägt Wertschätzung nicht nur<br />
zum Wohlbefinden der Mitarbeiter/-innen bei, sondern fördert auch das Engagement und<br />
die Loyalität dem Betrieb gegenüber (vgl. Matyssek 2007).<br />
Auch in der Erziehung spielt Wertschätzung eine zentrale Rolle. Im Idealfall stellt die Familie<br />
den Ort dar, in dem das Kind in einem Klima von gegenseitiger Achtung und Respekt<br />
<strong>auf</strong>wächst, in dem kooperatives Handeln erlernt wird.<br />
Mangelnde Wertschätzung ist nicht nur in beruflichen, sondern auch in privaten Zusammenhängen<br />
mit großem Stresserleben und erhöhter Krankheitsneigung verbunden. In der<br />
Partnerschaft erhöht mangelnde Wertschätzung naturgemäß auch die Wahrscheinlichkeit<br />
einer künftigen Trennung bzw. Scheidung (Gottman 2002, 1994).<br />
Dornes (2006) argumentiert: Das Verschwinden der materiellen Bedeutsamkeit des Kindes<br />
in früheren Jahrhunderten sei mit dessen emotionalen Aufwertung einhergegangen, die<br />
sich dadurch auszeichne, dass die Ausbildung einer stabilen Identität nun in erheblichem<br />
Umfang <strong>auf</strong> psychologischen Kommunikationsprozessen innerhalb der Familie und weitaus<br />
weniger <strong>auf</strong> dem Bewusstsein des „Gebraucht-Werdens” beruhe (Dornes 1996). Dies weist<br />
einerseits <strong>auf</strong> die Wichtigkeit eben dieser Kommunikationsprozesse in der Familie hin, andererseits<br />
kann daraus abgeleitet werden, dass die Übernahme von Verantwortung durch<br />
das Kind (z. B. für kleinere Haushaltspflichten) durchaus als eine Möglichkeit der impliziten<br />
Wertschätzung in Betracht gezogen werden kann.<br />
Auf gesellschaftspolitischer Ebene ist generell ein gesellschaftliches Klima anzustreben,<br />
das Vielfalt akzeptiert und es beispielsweise ermöglicht, auch Lebensmodelle wählen zu<br />
können, die nicht der Norm entsprechen, ohne gravierende Nachteile in K<strong>auf</strong> nehmen zu<br />
müssen. Ebenso sollte Wertschätzung die Basis jeglicher Integrationsbestrebungen bilden,<br />
die sich <strong>auf</strong> Migrant/-innen, aber auch <strong>auf</strong> Menschen mit besonderen Bedürfnissen beziehen<br />
können.<br />
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