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5. Familienbericht 1999 - 2009 auf einen Blick - BMWA

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FAMILIENBERICHT <strong>1999</strong> – <strong>2009</strong> AUF EINEN BLICK<br />

beziehung bei einer Scheidung der Qualität der Eltern-Kind-Beziehung und der Beziehung<br />

zwischen den Eltern ähnlich ist und dass Geschwisterbeziehungen in Scheidungsfamilien<br />

problematischer sind als in Kernfamilien (Hetherington <strong>1999</strong>, 2003, Milevsky 2004, Panish/<br />

Stricker 2001, Riggio 2001, Sheehan et al. 2004). Beide Hypothesen konnten in empirischen<br />

Studien untermauert werden. Für Österreich sprechen sowohl die Ergebnisse von<br />

Geser (2001) 41 als auch jene von Zartler et al. (2004) 42 eher für die Kompensationshypothese.<br />

In der qualitativen Studie von Zartler et al. (2004) kommt aus Sicht der befragten<br />

neun- bis 14-jährigen Kinder den Geschwistern bei der Bewältigung der elterlichen Scheidung,<br />

aber auch der Gestaltung des Lebens in der Nachscheidungsfamilie große Bedeutung<br />

als wichtige soziale Ressource zu. Einige Kinder schildern aber auch eine ambivalente<br />

Geschwisterbeziehung. Sie sehen ihre Geschwister einerseits als Ressource, andererseits<br />

aber auch als Belastung und berichten von häufigen Konflikten und Streitigkeiten. Ganz<br />

wenige Kinder, die alle gegengeschlechtliche Geschwister haben, sehen laut den Ergebnissen<br />

der qualitativen Studie von Zartler et al. (2004) in ihrem Geschwister vorwiegend <strong>einen</strong><br />

Störfaktor oder eine/n Konkurrenten/Konkurrentin, insbesondere um die Zuwendung der<br />

Mutter (Zartler/Wilk 2004). Die Befunde von Geser (2001) zeigen, dass in Scheidungsfamilien<br />

die Geschwisterbeziehungen in stärkerem Ausmaß mit der Beziehung zu den Eltern<br />

zusammenhängen als in vergleichbaren Familien, bei denen es keine Scheidung gab. Die<br />

Bindung zwischen den Geschwistern und die Beziehungsqualität sind demnach umso besser,<br />

je besser die Kommunikation zwischen der Mutter und dem jungen Erwachsenen ist.<br />

Beziehungen zu einem behinderten Geschwister<br />

Eine besondere Situation und spezifische Herausforderung auch für Geschwister entsteht,<br />

wenn ein Kind behindert oder chronisch krank ist. Nicht-behinderte Kinder verhalten sich<br />

ihren behinderten Geschwistern gegenüber vielfach fürsorglich und zeigen Verständnis und<br />

Toleranz etwa in Bezug <strong>auf</strong> die elterliche zeitliche Zuwendung. Den meisten Eltern gelingt<br />

es, den Bedürfnissen ihres behinderten Kindes gerecht zu werden, ohne die Bedürfnisse<br />

ihrer nicht-behinderten Kinder aus den Augen zu verlieren. Die größere Zuwendung der<br />

Eltern zu dem behinderten Kind wird von den Geschwistern im Allgem<strong>einen</strong> akzeptiert<br />

und führt offenbar nicht – wie vielfach befürchtet – zu einer verstärken Rivalität und zu<br />

vermehrten Konflikten zwischen den Geschwistern (Grünzinger 2005, Habenthür 2005,<br />

Tröster 2000).<br />

41<br />

In die Untersuchung wurden Personen <strong>auf</strong>genommen, die mindestens ein und maximal drei leibliche Geschwister<br />

haben, die nicht jünger als 17 Jahre und nicht älter als 40 Jahre waren. Voraussetzung für die Teilnahme<br />

war zudem, dass die Probanden/Probandinnen nicht mit Stiefgeschwistern zusammenleben. Teilgenommen<br />

haben 104 Personen mit geschiedenen Eltern und 121 Personen aus Familien mit nicht-geschiedenen Eltern.<br />

42<br />

Im Rahmen der Studie wurden qualitative Interviews in zwölf Familien (insgesamt 40 Interviews: zwölf mit<br />

Frauen, zwölf mit Männern und 16 Interviews mit Kindern) durchgeführt, die eine Trennung oder Scheidung<br />

erlebt hatten. Zum Zeitpunkt des Interviews waren die Kinder zwischen neun und 14 Jahren alt.<br />

80

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