5. Familienbericht 1999 - 2009 auf einen Blick - BMWA
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FAMILIENBERICHT <strong>1999</strong> – <strong>2009</strong> AUF EINEN BLICK<br />
haltseinkommen poolen dürfen. Auch andere sozialpolitische Leistungen, insbesondere die<br />
Vergabe von Sozialwohnungen, sind <strong>auf</strong> die Förderung kinderreicher Familien ausgerichtet.<br />
Als Umsetzung einer pro-natalistischen Politik ist das französische Modell recht erfolgreich.<br />
Die Kinderzahl pro Frau (TFR) liegt in Frankreich bei 2,0 und damit deutlich über dem EU-<br />
Durchschnitt. Mit jährlich 3,6 % des BIP für „Familienförderung” – insbesondere für die<br />
Förderung von Familien mit mehreren Kindern – gibt Frankreich direkt und indirekt deutlich<br />
mehr aus als die anderen EU-Staaten.<br />
Maßnahmen wie „Elternurlaub”, „Kindergeld” oder APE (Allocation parentale d’education,<br />
Eltern- und Erziehungsgeld) wurden bis in die jüngere Vergangenheit eher von konservativeren<br />
Parteien favorisiert (Morgan/Zippel 2003). Mittlerweile ist dieser Zusammenhang<br />
nicht mehr so eindeutig. Die entsprechenden Transferzahlungen wurden vielmehr zu einem<br />
weit verbreiteten Bestandteil nationaler Familienpolitik in Westeuropa.<br />
Familienpolitik in Deutschland und in Italien<br />
Die stärker als im sonstigen Westeuropa <strong>auf</strong> traditionale Familienleitbilder ausge richtete<br />
Familienpolitik Deutschlands wird von Experten als einer der Hauptgründe für die niedrige<br />
Fruchtbarkeit in diesem Land gesehen. „Die Kombination von Familie und Beruf ist in<br />
Deutschland noch immer sehr schwierig” (Strohmeier u. a. 2006: 48). Das Kinderförderungsgesetz<br />
vom Dezember 2008 67 legt allerdings fest, dass bis zum Jahr 2013 für rund<br />
ein Drittel der Kinder unter drei Jahren Tagesbetreuungseinrichtungen geschaffen werden<br />
müssen, wofür der Bund <strong>einen</strong> Teil der Kosten übernimmt. Darüber hinaus soll es ab 2013<br />
<strong>einen</strong> Rechtsanspruch <strong>auf</strong> <strong>einen</strong> Betreuungsplatz für alle Kinder vom vollendeten ersten<br />
bis zum vollendeten dritten Lebensjahr geben. Für Deutschland wird behauptet, dass die<br />
Kosten der Familien-Politik im europäischen Vergleich sehr hoch sind. Zumindest der in der<br />
Literatur vertretenen Einschätzung, die deutsche Familienpolitik sei ein „Fehlschlag” weil zu<br />
„transferlastig” (Veil 2003: 21), muss entgegengetreten werden. Die staatliche Familienpolitik<br />
in Deutschland scheint aber k<strong>einen</strong> positiven Einfluss <strong>auf</strong> die Kinderzahl pro Familie<br />
zu haben.<br />
Ähnlich präsentiert sich die Situation in Italien. Eine wichtige Rolle spielt in Italien ein<br />
Umstand, <strong>auf</strong> den sich politisch nur schwer reagieren lässt: Junge Menschen bzw. Adoleszenten<br />
verbleiben im europäischen Vergleich ziemlich lange im elterlichen Haushalt. Fast<br />
zwei Drittel der 20- bis 34-jährigen (63,4 %) leben noch bei den Eltern bzw. bei einem<br />
Elternteil. Zudem spielen die wirtschaftlichen und kulturellen Disparitäten eine erhebliche<br />
Rolle. Im Süden machten im Jahr 2004 die Sozialausgaben der Gemeinden pro Kopf 38,1 €<br />
aus. Der Anteil von 46,2 %, der <strong>auf</strong> Familienleistungen entfällt, machte knapp 18 € aus.<br />
Im Nordosten beliefen sich die Sozial leistungen <strong>auf</strong> 135,2 € pro Kopf und Fall im Jahr 2004.<br />
Der Anteil der Familien leistungen macht zwar nur 35,7 % aus, in absoluten Zahlen aber<br />
etwa 48 €. Erhebliche regionale Unterschiede bestehen auch bei der Versorgung mit Kinderbetreuungseinrichtungen.<br />
Während im Norden ein ziemlich hoher Teil der Kleinkinder<br />
in Krippen (asili nido) und Kindergärten betreut wird, sind solche Einrichtungen im Süden<br />
Italiens wenig verbreitet.<br />
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Bundesgesetzblatt I 57 vom 1<strong>5.</strong>12. 2008.<br />
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