5. Familienbericht 1999 - 2009 auf einen Blick - BMWA
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FAMILIENBERICHT <strong>1999</strong> – <strong>2009</strong> AUF EINEN BLICK<br />
Arbeitszeiten und Familie<br />
Arbeitszeiten markieren die Trennlinie zwischen Erwerbs- und Privatleben; sie haben dadurch<br />
sowohl eine Schutzfunktion für Regeneration und Familie, als auch eine restriktive<br />
Funktion, indem sie Grenzen zwischen den Bereichen festlegen, die oft nicht selbst gewählt<br />
sind. Zusammenfassen lässt sich nach Stadler (2006: 43), dass (a) die Normalarbeitszeit<br />
in Österreich im Vergleich zu anderen Ländern der EU relativ hoch ist, (b) viele geleistete<br />
Überstunden zu diesen hohen Arbeitszeiten beitragen, (c) um so mehr Überstunden<br />
geleistet werden, je höher qualifiziert die ausgeübte Tätigkeit ist, sowie (d) der Abstand<br />
zwischen Teilzeitarbeit bei Frauen und bei Männern ebenfalls besonders groß ist (ebd.: 32).<br />
Vor allem ist aber die Flexibilität der Arbeitszeiten von Bedeutung: sie stellt die Grenzen<br />
zwischen Arbeitstag und Feierabend, Arbeitswoche und Wochenende in Frage, die für Familien<br />
„Zeitinstitutionen”, d. h. feste und verlässliche Zeiten für Gemeinsamkeit boten. Insbesondere<br />
die Unregelmäßigkeit von Arbeitszeiten erhöht die Notwendigkeit, Abstimmungen<br />
zur Erledigung der Hausarbeit, Kinderbetreuung und Pflege zu treffen sowie gemeinsame<br />
Familienzeit zu finden.<br />
Entgrenzungen der Familien- und Arbeitsorte<br />
Auch in der räumlichen Dimension entgrenzt sich das Verhältnis von Familie und Beruf.<br />
Dabei geht es vor allem um die berufliche Mobilität bzw. die beruflich- und/oder ausbildungsbedingten<br />
Mobilitätserfordernisse, die <strong>auf</strong> unterschiedlichen Ebenen in Einklang mit<br />
Familie zu bringen sind.<br />
Die Zahl der Gemeinde-Auspendler/-innen hat etwa zwischen 1991 und 2001 um ein Fünftel<br />
zugenommen (Statistik Austria 2004: 19), auch verzeichnen Dienst- und Geschäftsreisen<br />
von 2000 bis 2007 <strong>einen</strong> deutlichen Anstieg (Statistik Austria 2008b: 6). Eine weitere<br />
Art der räumlichen Entgrenzung durch Berufsarbeit findet dadurch statt, dass – ermöglicht<br />
durch neue Technologien – von 21 % der Beschäftigten Arbeit mit nach Hause genommen<br />
wird (Statistik Austria 2008a: 24), überwiegend in Form von Telearbeit.<br />
Zu dieser vielfältigen, beruflich bedingten Mobilität tritt eine familial bedingte Mobilität<br />
hinzu. Zwar ist Familie prinzipiell eher als Netzwerk denn als Haushalt zu verstehen, doch<br />
tragen zunehmende Trennungen und Scheidungen zur Multilokalität von Familien bei. Sie<br />
erfordern die Mobilität der Kinder oder des außer Haus wohnenden Elternteils.<br />
Vom Alleinverdiener- zum Zweiverdienermodell<br />
Der beobachtbare gesellschaftliche Trend des Rückgangs vom Alleinverdiener-Modell zugunsten<br />
des Zwei-Verdiener-Modells hat einerseits Ursachen <strong>auf</strong> der Makroebene: die EU-<br />
Politik einer Beschäftigungsoffensive („Lissabonstrategie”) vor dem Hintergrund der demografischen<br />
Entwicklung, die zunehmende ökonomische Notwendigkeit von zwei Einkommen<br />
(verfügbares Haushaltseinkommen) sowie die abnehmende Stabilität von („Versorger”-)<br />
Ehen (Lutz 2000).<br />
Andererseits lässt sich der EU-weite, voraussichtlich anhaltende Trend zu steigender Frauen-<br />
bzw. Müttererwerbstätigkeit auch als Ausdruck individueller Erwerbsmotive vor allem<br />
von Frauen und Müttern lesen (Benard et al. 2004). Diese kommen insbesondere dann<br />
zum Tragen, wenn die Phase der Kleinkinderbetreuung als abgeschlossen betrachtet wird<br />
(Wächter et al. 2006). Frauen artikulieren sehr deutlich, dass sie keine Anerkennung für<br />
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