5. Familienbericht 1999 - 2009 auf einen Blick - BMWA
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FAMILIENBERICHT <strong>1999</strong> – <strong>2009</strong> AUF EINEN BLICK<br />
befürwortet oder befördert, wie das teilweise in Presseberichten kolportiert wurde. Im Gegenteil,<br />
die Nanny-Sendungen liefern Argumente für liebevolle, einfühlsame und kindgerechte<br />
Umgangsformen.<br />
Das Nanny-TV trägt zur Popularisierung von Erziehungsthemen in der Öffentlichkeit bei und<br />
macht <strong>auf</strong> diese Weise Werbung für die professionellen Einrichtungen der Erziehungsberatung.<br />
Außerdem senkt es nachweislich die Barrieren, die zwischen Institutionen amtlicher<br />
Erziehungshilfe und potenziellen Klienten bestehen. Beratungsbedürftige bzw. beratungswillige<br />
Eltern finden daher leichter das für sie passende Angebot – zuerst im Fernsehen<br />
(oder vor dem Bildschirm), im weiteren Verl<strong>auf</strong> auch in den professionellen Praxen und im<br />
Jugendamt (Richter et al. <strong>2009</strong>)<br />
Generationenbeziehungen in Medien und in der Realität<br />
Neben den elektronischen Medien spielen Printprodukte immer noch eine erhebliche Rolle<br />
für den öffentlichen Diskurs. Dies kann an einem wichtigen Teilelement der Auseinandersetzung<br />
um Familie und private Lebensformen <strong>auf</strong>gezeigt werden: am Generationendiskurs<br />
und der damit korrespondierenden Generationenrhetorik (Bräuninger et al. 1998, Höpflinger<br />
2008, Lange <strong>1999</strong>a, b, 2004, Lüscher et al. <strong>2009</strong>). Was die Stimmen der populären<br />
Sachbücher vereint, ist ihre pathetische Endzeit-Sichtweise. So bündelt das Schlagwort<br />
„Generationenkrieg” im medialen Diskurs Befürchtungen bezüglich des zukünftigen Zusammenlebens<br />
der Generationen sowohl in finanzieller als auch in kultureller Hinsicht. Die von<br />
Haller (2007) untersuchten Publikationen von Gronemeyer, Schirrmacher und Opaschowski<br />
entwerfen jeweils unterschiedliche Zukunftsszenarien als Konsequenz des demografischen<br />
Wandels. Dies lässt sich bereits an den Titeln ablesen: „Kampf der Generationen” (Gronemeyer<br />
2004), „Das Methusalem-Komplott” (Schirrmacher 2004) und „Der Generationen-<br />
Pakt” (Opaschowski 2004). Alle drei Bücher hatten große Resonanz in den Medien und<br />
hohe Verk<strong>auf</strong>sziffern. Haller (2007) hebt <strong>auf</strong> der Basis ihrer Analysen hervor, dass das<br />
einflussreichste Stilmittel der drei Sachbücher die Verengung des Generationenbegriffes<br />
<strong>auf</strong> das duale Konzept von „Alt” und „Jung” ist. Die undifferenzierte Gegenüberstellung<br />
von Alt und Jung provoziert automatisch abl<strong>auf</strong>ende Vorurteile. Durch die Verengung des<br />
Generationenbegriffs <strong>auf</strong> das duale Konzept (siehe dazu auch kritisch Buchen/Maier 2008,<br />
Höpflinger 2008, Lüscher/Liegle 2003, 45 f.) lässt sich die Gegenüberstellung von Alt und<br />
Jung bildhaft zu einem Kriegsszenario <strong>auf</strong>laden. Sieht man die aktuellen vorliegenden empirischen<br />
Ergebnisse für Österreich an, dann zeigt sich hingegen: Die familialen Generationenbeziehungen<br />
werden als gut beurteilt (vgl. Beitrag von L. Wilk über die Großeltern-<br />
Enkelkind-Beziehung im vorliegenden <strong>5.</strong> Österreichischen <strong>Familienbericht</strong>).<br />
„Neue Väter” in den Medien<br />
Einen weiteres Thema, das in den Medien zunehmend <strong>auf</strong>tauchte, sind die Diskurse über<br />
Väter und Vaterschaft (gepaart mit dem Diskurs über „Mannsbilder”, vgl. Zulehner 2003),<br />
wie dies in den Schlagworten der „Neuen Väter” oder von „Vätern als Hoffnungsträgern”<br />
zum Ausdruck kommt. Deutlich wird in neueren Untersuchungen die große Ambivalenz:<br />
einerseits der Wunsch vieler, insbesondere jüngerer Väter (Zerle/Krok 2008), diesen neuen<br />
Bildern des aktiven Vaters genügen zu wollen, und andererseits die strukturellen Hindernisse<br />
<strong>auf</strong> dem Weg zu gleichberechtigter Vaterschaft. Diese Widersprüchlichkeit kann im<br />
Alltag zu intensiven Konflikten und emotionalen Belastungen führen. Dennoch darf das<br />
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