5. Familienbericht 1999 - 2009 auf einen Blick - BMWA
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FAMILIENBERICHT <strong>1999</strong> – <strong>2009</strong> AUF EINEN BLICK<br />
Umstände gleichsam ein Gesundheitsrisiko darstellen kann. Insbesondere für alleinerziehende<br />
Mütter mit jüngeren Kindern ist ein im Vergleich zur Gesamtbevölkerung schlechterer<br />
Gesundheitszustand feststellbar (vgl. z. B. Huwiler 1998), der zumeist aus einer Häufung<br />
von Belastungsfaktoren resultiert. Die besonderen Belastungen, die in Ein-Eltern-Familien<br />
häufig gegeben sind, gehen auch mit einer verminderten Wahrscheinlichkeit einher, dass<br />
Kinder im Schulalter frei von körperlichen und psychischen Beschwerden sind und über<br />
eine hohe Lebenszufriedenheit und -qualität berichten (vgl. Dür/Griebler 2007). Erwiesenermaßen<br />
besteht ein starker familiärer Einfluss sowohl <strong>auf</strong> das Gesundheitsverhalten<br />
als auch <strong>auf</strong> die Gesundheit selbst (z. B. Campell 2000). Eine wesentliche innerfamiliale<br />
Voraussetzung für die Erfüllung des Bedürfnisses nach Gesundheit und körperlicher Unversehrtheit<br />
stellen das Wissen, die Befähigung und die Bereitschaft der Eltern dar, ihren Kindern<br />
möglichst gute Rahmenbedingungen zu bieten. Eine zufriedenstellende Wohnsituation<br />
(Alber/Köhler 2004) und befriedigende Familienbeziehungen (Dür/Griebler 2007) bilden<br />
weitere wichtige innerfamiliale Faktoren, welche die Gesundheit aller Familienmitglieder<br />
in positiver Weise zu beeinflussen vermögen. Auf gesellschaftspolitischer Ebene spielt neben<br />
Aufklärungsmaßnahmen, die im Idealfall ein gesellschaftliches Bewusstsein für <strong>einen</strong><br />
gesundheitsbewussten Lebensstil schaffen, vor allem die Existenz realer Voraussetzungen<br />
(z. B. Bewegungsräume für Kinder) eine Rolle. Unabdingbar ist die Stärkung innerfamilialer<br />
Ressourcen, verbunden mit einem Entgegenwirken der negativen Konsequenzen von<br />
Armut und geringer Bildung <strong>auf</strong> Gesundheit und Lebensstil.<br />
Bedürfnis nach Sicherheit: Armut und Gewalt<br />
Die Forscher/-innen fokussieren ihre Analysen einerseits <strong>auf</strong> Armut als Gradmesser materieller<br />
Unsicherheit und andererseits <strong>auf</strong> das Erleben von (innerfamilialer) Gewalt – als<br />
massive Bedrohung der emotionalen und körperlichen Sicherheit:<br />
n In der Armutsdiskussion werden neben der Einkommensarmut zunehmend auch nichtmaterielle<br />
Deprivationsprozesse (z. B. soziale Isolation) mitberücksichtigt. Als armutsgefährdet<br />
gelten nach europäischer Definition jene Personen, deren jährliches Äquivalenzeinkommen<br />
unterhalb eines festgelegten Schwellenwertes liegt. Demnach sind<br />
12 % der in Österreich lebenden Menschen armutsgefährdet und 5 % von manifester<br />
Armut betroffen (d. h. noch in zumindest einem zentralen Lebensbereich wie der<br />
Wohnqualität benachteiligt). Ein-Eltern-Haushalte weisen ein besonders hohes Armutsrisiko<br />
<strong>auf</strong>. Armut zeigt nicht nur negative Auswirkungen <strong>auf</strong> die Gesundheit, sondern<br />
verringert auch die soziale Partizipation und Integration (vgl. z. B. Trabert 2004). Als<br />
Schutzfaktor gegen Armut kann neben der Erwerbstätigkeit auch das Eingebettetsein<br />
in familiale Strukturen genannt werden. Neben finanziellen Unterstützungsleistungen<br />
sind es vor allem auch Maßnahmen, welche die Vereinbarkeit von Familie und Beruf<br />
unterstützen und der Armut entgegenwirken können. Bildungs- und arbeitsmarktpolitische<br />
Maßnahmen generell sowie insbesondere eine Verbesserung der Teilhabechancen<br />
an Arbeitsmarkt, Bildung, leistbare Wohnmöglichkeiten etc. für Risikogruppen (z. B.<br />
Migrant/-innen, behinderte Menschen) stellen ebenfalls wichtige gesellschaftspolitische<br />
Voraussetzungen für die Vermeidung von Armut dar.<br />
n Gewalt in der Erziehung galt lange Zeit als unhinterfragtes legitimes Erziehungsmittel.<br />
In den letzten Jahrzehnten ist hier jedoch ein massiver Einstellungswandel feststellbar,<br />
der sich in gesetzlichen Maßnahmen (z. B. das Gewaltverbot in der Erziehung, 1989)<br />
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