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5. Familienbericht 1999 - 2009 auf einen Blick - BMWA

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FAMILIENBERICHT <strong>1999</strong> – <strong>2009</strong> AUF EINEN BLICK<br />

milie und Schule andere Regeln und Anforderungen wirksam sind. Insofern repräsentiert<br />

die Gleichaltrigengruppe <strong>auf</strong>grund der in ihr möglichen und nötigen sozialen Erfahrungen<br />

die wichtigste Sozialisationsinstanz neben Familie und Schule” (Drößler 2002: 66). Die<br />

Beziehungen zwischen Peers und Familien sind nicht spannungsfrei und stellen die Familie<br />

vor schwierige Transformations- und Vermittlungs<strong>auf</strong>gaben (Nolteernsting 1998, Ecarius/<br />

Fuchs/Wahl 2008). Andererseits spielt sich die Vergesellschaftung in Peergroups in der<br />

Regel im gleichen Milieu ab, dem auch die Familien angehören, so dass die Einübung eines<br />

milieuspezifischen Lebensstils ein gemeinsames Sozialisationsziel darstellt. Es ist so gesehen<br />

nicht sinnvoll, Peers und Familien als Antagonisten im Sozialisationsprozess zu sehen.<br />

In Wirklichkeit ergänzen sie sich altersabhängig.<br />

Berufliche Sozialisation: Berufswahl als „Familienprojekt”<br />

Die berufliche Sozialisation bezeichnet ein weiteres Feld außerfamilialer Sozialisation, zu<br />

der die Familie in konkurrierenden und kompensierenden Beziehungen steht. Bei der „Sozialisation<br />

im Beruf” geht es um die Prägung der Persönlichkeit durch Arbeit, die in Wechselwirkung<br />

mit familiärer Sozialisation stattfindet (Pätzold 1988: 274 ff.). Bei der „Sozialisation<br />

in den Beruf” geht es um die so genannten Berufsfindungsprozesse, die vor der<br />

eigentlichen Berufstätigkeit und in wesentlichen Teilen im Familienrahmen stattfinden und<br />

die darum als „antizipatorische Sozialisation” bezeichnet werden. Die Berufsfindung gehört<br />

zu den von Havighurst (Havighurst 1981) genannten Entwicklungs<strong>auf</strong>gaben von Jugendlichen<br />

(Abels 1993: 263) und findet zwischen dem 12. und dem 17. Lebensalter statt. Auch<br />

die Berufswahl ist im Sozialisationskontext zu erklären. Sie spielt sich zu einem großen<br />

Teil im Einflussbereich der primären Sozialisation ab, ebenfalls wieder in Konkurrenz mit<br />

außerfamilialen Sozialisationsinstanzen (Schule, Freunde, Medien etc.). Die theoretische<br />

Diskussion kann man in diesem Punkt dahingehend zusammenfassen, dass der entscheidendere<br />

Anteil am elterlichen Einfluss impliziter und nicht-intentionaler Natur ist. Es ist<br />

damit durchaus gerechtfertigt, die Berufswahl als ein „Familienprojekt” <strong>auf</strong>zufassen, als ein<br />

Co-Konstrukt zwischen Eltern und Kindern (vgl. Young 2005), das in Wechselbeziehungen<br />

zu außerfamiliären Einflussfaktoren (z. B. Peers) zustande kommt.<br />

Medien: Wert- und verhaltensnormierende Effekte<br />

Dass Medien, insbesondere das Fernsehen, eine wichtige Rolle im familialen Alltag haben,<br />

ist offensichtlich. Mit Hilfe der Medien gestalten die Familien ihre alltägliche Lebensführung:<br />

„Medien sind Bestandteil dieses organisierten Alltags. Sie bieten Anlässe der Strukturierung<br />

und der Entspannung und können so die Akteure entlasten. Ebenso liefern sie<br />

Stoff für Diskussionen, Streit und Polarisierungen. Medienthemen und der Medienumgang<br />

sind Material für die sozialen Beziehungen und die Kommunikation der Familienmitglieder<br />

untereinander – entweder für die Herstellung von gemeinsam geteilten Erfahrungen oder<br />

für die Austragung von Spannungen und Streitpunkten” (Lange 2007: 41 f.).<br />

Falls den Eltern tatsächlich eine Gatekeeperfunktion zukommt, müssten sie sowohl <strong>auf</strong> die<br />

Zeiten wie auch <strong>auf</strong> die Inhalte Einfluss nehmen. In beiderlei Hinsicht sind Zweifel angebracht.<br />

Gunz und Ortmaier (1994: 272 ff.) berichten dazu von beträchtlichen „Wahrnehmungsdifferenzen”.<br />

Man wird zur Kenntnis nehmen müssen, dass Medien zu selbstständigen,<br />

mit den Familieninstanzen konkurrierenden und sie zumindest partiell verdrängenden<br />

Sozialisationsformen geworden sind, die ernst zu nehmende wert- und verhaltensnormie-<br />

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