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5. Familienbericht 1999 - 2009 auf einen Blick - BMWA

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FAMILIENBERICHT <strong>1999</strong> – <strong>2009</strong> AUF EINEN BLICK<br />

ihre familiale Arbeit erfahren und auch deshalb nach Erwerbstätigkeit streben, es geht<br />

ihnen sehr viel weniger um Karriere (Wächter et al. 2006: 15). Immerhin spricht sich die<br />

Hälfte der jungen Männer und gut 62 % der jungen Frauen für eine völlig gleichberechtigte<br />

und faire Aufteilung aller Aufgaben aus (Benard et al. 2004: 6). Für <strong>einen</strong> Großteil der<br />

nächsten Elterngeneration herrscht also ein Konsens hinsichtlich einer Erwerbstätigkeit<br />

beider Partner.<br />

Für eine Verwirklichung derartiger Vorstellungen lassen sich klare Hemm- bzw. Förderfaktoren<br />

ausmachen. Es ist davon auszugehen, dass bei der Entscheidung für oder gegen eine<br />

Erwerbstätigkeit von Müttern sowie deren Ausmaß sowohl strukturelle Merkmale als auch<br />

Werthaltungen einflussreich sind. Dies wird auch differenziert belegt durch eine qualitative<br />

Studie zu so genannten Wiedereinsteigerinnen nach einer Unterbrechungsphase für Kinderbetreuung<br />

(Wächter et al. 2006). Ein höherer Bildungsgrad (wobei Akademikerinnen<br />

eine etwas geringere Erwerbsneigung <strong>auf</strong>weisen als Frauen mit Lehrabschluss, BMS oder<br />

Matura) und höhere Bereitschaft zur berufsbezogenen Fortbildung fördern die Erwerbspartizipation<br />

von Müttern von Kindern unter sechs Jahren. Diese wird auch vom Anteil, den der<br />

Partner bei der Hausarbeit übernimmt, positiv beeinflusst. Auch das Fehlen eines Partners<br />

erhöht – aus naheliegenden finanziellen Gründen – die Erwerbspartizipation. Förderlich<br />

sind vor allem auch die Möglichkeit zur Kinderbetreuung im familiären Netzwerk und Angebote<br />

der institutionellen Kinderbetreuung. Ebenfalls <strong>einen</strong> positiven Einfluss haben die<br />

Besiedlungsdichte und ein höheres Alter des jüngsten Kindes. Negativ beeinflusst wird die<br />

Erwerbsbeteiligung von dem Ausmaß der eigenen Haushaltsarbeit pro Woche, der Anzahl<br />

der Kinder, den Schließzeiten der Kinderbetreuungseinrichtungen zu Mittag sowie dem<br />

Migrationshintergrund (Neuwirth/Wernhart 2007: 58). Mütter mit Kindern im Vorschulalter<br />

machen ihre Erwerbstätigkeit deutlich mehr von dem erzielbaren Lohn abhängig als<br />

Mütter von schulpflichtigen Kindern, was vermutlich <strong>auf</strong> höhere Opportunitätskosten für<br />

Mütter mit Kindern im Vorschulalter zurückzuführen ist, vor allem Kosten für Kinderbetreuung<br />

(Wernhart/Neuwirth 2007: 44). Weitere Faktoren, die <strong>auf</strong> die Erwerbsbeteiligung von<br />

Müttern Einfluss haben können, sind etwa Arbeitskräftenachfrage, Stabilität von Ehen und<br />

gesetzliche Regelungen (Lutz 2000: 345 f.) sowie Region (Wächter et al. 2006: 20).<br />

Im internationalen Vergleich sind österreichische Mütter mit noch nicht eingeschulten Kindern<br />

<strong>auf</strong>fällig stark der Meinung, dass eine Mutter eines Kindes im Vorschulalter nicht<br />

erwerbstätig sein sollte (Neuwirth/Wernhart 2007: 58). Knapp 45 % der österreichischen<br />

Mütter vertreten dies. Etwa 50 % der Befragten meinte, Teilzeitarbeit wäre angemessen.<br />

Vollzeiterwerbstätigkeit halten nur 5,5 % für angebracht (ebd.: 42). Nach dem Wiedereinstieg<br />

in den Beruf möchten viele Teilzeit arbeiten – wenn keine geeignete Teilzeitstelle zur<br />

Verfügung steht, bleiben Mütter sogar eher zu Hause, als Vollzeit zu arbeiten (Kaindl/Dörfler<br />

2007: 20). Teilzeitarbeit ist aber auch als Antizipation von strukturellen Hemmnissen zu<br />

interpretieren: So beeinflussen die Öffnungszeiten der Kinderbetreuungseinrichtungen die<br />

Entscheidung für das Ausmaß der Müttererwerbstätigkeit maßgeblich (ebd.: 26).<br />

Auch in Österreich herrscht vor diesem Hintergrund das teilmodernisierte Ernährermodell<br />

vor, allerdings mit einem stark ausgeprägten und akzeptierten Leitbild, dass kleine Kinder<br />

zu ihren Müttern gehören. Es ist jedoch zu erwarten, dass bei gleich bleibender Fragilität<br />

von Ehen und zunehmendem Bildungsgrad der Frauen wie in anderen europäischen Ländern<br />

die Erwerbsmotivation insbesondere junger Frauen auch mit kl<strong>einen</strong> Kindern tendenziell<br />

weiter ansteigt (Allmendinger et al. 2008).<br />

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