10.11.2014 Aufrufe

5. Familienbericht 1999 - 2009 auf einen Blick - BMWA

5. Familienbericht 1999 - 2009 auf einen Blick - BMWA

5. Familienbericht 1999 - 2009 auf einen Blick - BMWA

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

FAMILIENBERICHT <strong>1999</strong> – <strong>2009</strong> AUF EINEN BLICK<br />

Religiöse Sozialisation: Werte auch ohne Religion<br />

Die Wirkung religiöser Sozialisation in der Familie reicht über die charakteristische Nachhaltigkeit<br />

primärer Sozialisation hinaus. Das bedeutet, dass spätere außerfamiliare Einflüsse<br />

(z. B. Freunde, Schule) im Wesentlichen in erster Linie als bestätigende und verstärkende<br />

Faktoren wirksam werden. Hinsichtlich des Trends zur Säkularisierung ist festzuhalten,<br />

dass diese keine unilineare und zwangsweise fortschreitende Entwicklungsautomatik darstellt.<br />

Säkularisierungsannahmen können den vielfach beobachteten Trend zur individualistischen<br />

„Komposition” von Religion (Zulehner 2002) bzw. zur Entkoppelung von Religion<br />

und Spiritualität (Bucher 2007) erklären. Dadurch vermindert sich keineswegs die Bedeutung<br />

familiärer Sozialisation, ganz im Gegenteil: das Außerkrafttreten rigider und fraglos<br />

akzeptierter Normen macht diese Aufgabe der Familien schwieriger und <strong>auf</strong>wendiger. Insgesamt<br />

scheint es den Familien relativ gut zu gelingen, dieses neue Paradigma, das <strong>auf</strong><br />

Autonomie und sozialer Verantwortung beruht – „Erziehung zum sozialen Individualisten”<br />

nennen Goldberg, Kratzer und Wilk (2002: 140) diesen mittlerweile auch in Österreich<br />

dominierenden Erziehungsstil – umzusetzen. So gesehen, bedeutet Säkularisierung auch<br />

nicht einfach „Entwertung”. Die säkularisierende Wirkung des sozialen Wandels besteht<br />

darin, dass solche Werte von ihrem religiösen Ursprung abgelöst und in ihrer Geltung<br />

verselbstständigt werden. Tatsächlich zeigt die Shell-Studie, deren Annahmen zumindest<br />

tendenziell für Österreich übernommen werden können, dass keine signifikanten Unterschiede<br />

im Werteprofil zwischen religiösen und nicht-religiösen Gruppen von Jugendlichen<br />

bestehen. Damit wird die Schlussfolgerung gerechtfertigt, dass die „Wertereproduktion”<br />

grundsätzlich auch in religionsfernen Familien funktioniert (Gensicke 2006: 239).<br />

109

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!