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5. Familienbericht 1999 - 2009 auf einen Blick - BMWA

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FAMILIENBERICHT <strong>1999</strong> – <strong>2009</strong> AUF EINEN BLICK<br />

Familie braucht Zeit 9<br />

Das Leben und „Herstellen” von Familie braucht Zeit. Neue Zeitregimes<br />

bedeuten für die Akteurinnen und Akteure des Familienlebens neue<br />

Herausforderungen und neue Chancen.<br />

Zeit ist in der schnelllebigen, globalisierten Welt zu einem offensichtlich knappen Gut geworden.<br />

Die Klagen und Erfahrungsberichte über Zeitknappheit und Zeitstress nehmen<br />

zu, ebenso die Ratschläge, wie Zeit effizient genützt werden kann und soll. Zeit stellt eine<br />

zentrale Ressource dar, um Familie herstellen und leben zu können. Die temporalen Bedingungen,<br />

unter denen Familie zu Beginn des 21. Jahrhunderts hergestellt werden muss,<br />

unterliegen einem Wandel. Veränderungen in Richtung einer Beschleunigung, Verdichtung<br />

und Fragmentierung wirken in Familien hinein.<br />

In allen westlichen Industriegesellschaften artikulieren Eltern in einem beträchtlichen Ausmaß<br />

Zeitnöte, allen voran die Mütter (Jurczyk <strong>2009</strong>, Roxburgh 2006). Damit verbunden<br />

ist das Gefühl, die Elternrolle nicht angemessen ausfüllen zu können (Henry-Huthmacher<br />

2008). Eine besondere Zuspitzung der Zeitnot ist bei Alleinerziehenden zu beobachten<br />

(Meier-Gräwe/Kahle <strong>2009</strong>).<br />

Zeitstress als Paradoxon<br />

Es erscheint paradox, dass man immer länger lebt (Vaupel/Kistowski 2007), potenziell<br />

mehr gemeinsame Lebenszeit mit den Eltern und Großeltern teilen kann (Lauterbach 2004),<br />

gleichzeitig die Zeit im Erleben aber immer knapper wird. Subjektiv erlebter Zeitstress ist<br />

ein komplexes Phänomen, wobei nicht ausschließlich zu wenig Zeit und zuviel Aktivitäten<br />

dafür verantwortlich sind, sondern (Jurczyk <strong>2009</strong>: 59).<br />

n Verdichtung, Parallelaktivitäten und der rasche Wechsel zwischen Aktivitäten,<br />

n widersprüchliche Zeitlogiken unterschiedlicher Bereiche,<br />

n Kollisionen unterschiedlicher Zeitstrukturen (temporal/cultural lag),<br />

n die strukturell bedingte Fremdbestimmtheit von Zeit sowie die Unplanbarkeit bezüglich<br />

Dauer, Lage und Tempo von Aktivitäten.<br />

Beschleunigung und Fragmentierung (Rosa 2005), das Eindringen des Tempo-Virus (Borscheid<br />

2004) in alle Lebensbereiche, Gleichzeitigkeit (Geißler 2004) und Unmittelbarkeit<br />

sowie Entgrenzung von Zeit durch Medien und Technologien (Tomlinson 2007) spielen zentrale<br />

Rollen für Zeitregimes der Gegenwart.<br />

Verträgliche Zeitbalance für Kinder<br />

Oftmals werden in Medien Familien selbst für Zeitstress verantwortlich gemacht. So wird<br />

häufig ein mediales Bild von gestressten, überforderten Eltern gezeichnet, das mit Darstellungen<br />

von gehetzten, vernachlässigten Kindern verknüpft wird. Ein Mangel an elterlicher<br />

Zeit und Zuwendung wird beklagt, der mit Erziehungsdefiziten in Verbindung gebracht<br />

9<br />

Aus Band I, Familie unter veränderten temporalen Bedingungen: Herausforderungen und Chancen, Renate<br />

Kränzl-Nagl und Andreas Lange.<br />

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