5. Familienbericht 1999 - 2009 auf einen Blick - BMWA
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FAMILIENBERICHT <strong>1999</strong> – <strong>2009</strong> AUF EINEN BLICK<br />
Familie und Schule 50<br />
Familie und Schule teilen sich Verantwortlichkeiten für Bildung und Entwicklung<br />
von Kindern. Veränderungen in beiden Lebenswelten führen zu neuen Abgrenzungsfragen.<br />
Familien gelangen dabei zum Teil an eigene Grenzen der Belastbarkeit.<br />
Familie und Schule sind über weite Strecken der Kindheit zentrale Lebenswelten und Orte<br />
der Orientierung und Identitätsfindung (Busse/Helsper 2004, Ecarius et al. <strong>2009</strong>, Fölling-<br />
Albers 2000, 121 ff., Lange 2007, Neuenschwander et al. 2005, Tyrell 1985). Die Institutionen<br />
Schule und Familie teilen sich über viele Jahre Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten<br />
für die Bildung und Entwicklung von Kindern (Wissenschaftlicher Beirat für Familienfragen<br />
2005). Veränderungen in Familie und in der Erwerbsarbeitswelt, in den Rollenansprüchen<br />
an Väter und Mütter oder soziale und ethische Diversität führen zu neuen Abgrenzungsfragen.<br />
Insgesamt bestehen schwierige Passungsverhältnisse zwischen Schule und Familie<br />
(Alt 2006, Cortina/Köller 2008, Kramer/Helsper 2000, Xyländer 2006).<br />
Grenze zwischen Schule und Familie weicht <strong>auf</strong><br />
Die Diskussionen bezüglich einer „Familialisierung von Schule” bzw. einer „Scholarisierung<br />
von Freizeit” (Fölling-Albers 2000: 121 ff.) verweisen <strong>auf</strong> die Aufweichung klarer Grenzen<br />
und Verantwortlichkeiten. Beklagt wird <strong>auf</strong> der <strong>einen</strong> Seite, dass Schule angesichts familiärer<br />
Veränderungen zunehmend weniger <strong>auf</strong> die ko-produktive Zuarbeit der Familien zählen<br />
könne und mehr Betreuungs- und Erziehungs<strong>auf</strong>gaben übernehmen müsse (Hummerich/<br />
Helsper 2004). Entwicklungen wie Morgenbetreuungen oder Mittagstische in Schulen werden<br />
als Ausdruck einer „Familialisierung von Schule” interpretiert. Andererseits wird mit<br />
<strong>Blick</strong> <strong>auf</strong> die kognitiven Entwicklungsprozesse betont, dass in der heutigen wissensbasierten<br />
Gesellschaft der Qualifikationserwerb an vielfältigen Orten stattfindet und nicht an<br />
die Grenzen institutioneller Zuständigkeit gebunden ist (Bundesministerium für Familie,<br />
Senioren, Frauen und Jugend [BMFSFJ] 2005). Hervorgehoben wird dabei, dass sich Kinder<br />
und Jugendliche zunehmend mehr vielfältige Kenntnisse und Qualifikationen außerhalb<br />
von Schule aneignen, in ihren Familien, durch die Nutzung vielfältiger Medien, beim<br />
Besuch kommerzieller Freizeitangebote, in Nachhilfeinstituten, bei Auslandreisen u. a. m.<br />
Andererseits wird der Ausbau und die vermehrte Nutzung kommerzieller und institutioneller<br />
Freizeit- und Bildungsangebote (z. B. Sprachferien), die in der Art der Angebote, ihren<br />
pädagogischen Zielsetzungen und ihrem methodischen Aufbau in vielen Bereichen schulischen<br />
Unterrichtsstunden entsprechen, als Hinweis <strong>auf</strong> eine zunehmende „Scholarisierung<br />
der Freizeit” gesehen (Fölling-Albers/Heinzel 2007).<br />
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Aus Band I, Familie und Schule als Kooperationspartner, Martina Beham, Johann Bacher, Christoph Weber.<br />
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