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5. Familienbericht 1999 - 2009 auf einen Blick - BMWA

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FAMILIENBERICHT <strong>1999</strong> – <strong>2009</strong> AUF EINEN BLICK<br />

Familie im „Stand-by”-Modus<br />

Für Kinder im Grundschulalter sind gemeinsame Zeiten mit den Eltern grundsätzlich wichtig<br />

und eine Voraussetzung für qualitätsvolle Beziehungen zu den Eltern (LBS-Initiative<br />

Junge Familie 2002, Roppelt 2003). Kinder dieses Alters wünschen sich Planbarkeit und<br />

Berechenbarkeit bezüglich der Zeit der Eltern, sie wollen sich dar<strong>auf</strong> verlassen können,<br />

dass Eltern sie zu den verabredeten Zeiten abholen oder zu den gewohnten (bzw. vereinbarten)<br />

Zeiten nach Hause kommen (Roppelt 2003). So schließt Roppelt, dass man nicht<br />

von einer linearen Verknüpfung zwischen beruflicher Einbindung und erhöhter Belastung<br />

der betroffenen Kinder ausgehen kann. Zufrieden sind vor allem jene Kinder, deren Eltern<br />

eine mittlere Arbeitsbelastung <strong>auf</strong>weisen. Wichtig ist Kindern der mittleren Kindheit nicht<br />

eine ständige Anwesenheit der Eltern, sondern dass die Eltern dann verfügbar sind, wenn<br />

sie diese brauchen.<br />

Es lässt sich somit weder ein zeitlicher Mindestwert noch ein Maximalwert angeben, der<br />

nötig ist, damit Kinder zufrieden sind. Ein Mangel an gemeinsam erlebten Zeiten lässt sich<br />

aus Kindersicht allerdings nur bedingt durch besonders intensiv und hochwertig genutzte<br />

Zeiten kompensieren. Kinder und Jugendliche genießen es, mit ihren Eltern zu kommunizieren,<br />

gemeinsam Medien zu rezipieren und sich der Eltern „stand-by” gewiss zu<br />

sein, ohne unter dauernder Kontrolle zu stehen (Lange 2006, Kremer-Sadlik/Paugh 2007).<br />

Anhand von videogestützten Beobachtungen und Interviews arbeiten Kremer-Sadlik und<br />

Paugh (2007) heraus, dass sich für Eltern und auch für Kinder spontane, unstrukturierte<br />

alltägliche Episoden als wichtige Familienzeiten herauskristallisieren, die sich durch eine<br />

besondere Qualität auszeichnen.<br />

Kinder sind zufriedener als Eltern<br />

Entgegen der medialen Darstellung belegen die Ergebnisse der vorliegenden Studien, dass<br />

Eltern – trotz subjektiv gefühlter Zeitknappheit und zeitlichem Stress – bemüht sind, bei<br />

veränderten Rahmenbedingungen bewusst Zeit mit dem Kind zu verbringen. Obwohl Mütter<br />

und Väter vor allem unter der Woche gerne mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen<br />

würden als ihnen <strong>auf</strong>grund anderer Verpflichtungen möglich ist, wird der seitens der Eltern<br />

empfundene Zeitmangel nur von einem Teil der Kinder als Mangel erlebt; dies vermutlich<br />

auch deshalb, weil Kinder der mittleren Kindheit nicht mehr eine ständige Anwesenheit der<br />

Eltern brauchen. Viele Kinder sind mit der Zeit, die ihnen die Eltern widmen, nicht so unzufrieden<br />

wie ihre Eltern annehmen. Die reine Quantität an gemeinsamer Familienzeit sagt<br />

aus Sicht der Kinder noch wenig über die Zufriedenheit mit der gemeinsam verbrachten<br />

Zeit aus.<br />

Zeit und Lebensl<strong>auf</strong><br />

Bezüglich der Familienzeiten im Lebenszyklus stehen sich nach den Befunden der Familienforschung<br />

zwei Phänomene gegenüber: einerseits die zeitliche Verknappung der Familiengründungsphase<br />

und der Phase der Beziehung von Eltern und ihren minderjährigen Kindern,<br />

sowie andererseits eine Verlängerung der Familienphase für Beziehungen zu älteren<br />

Familienmitgliedern. Beide Familienphasen eröffnen eine Reihe von Chancen, wenngleich<br />

die Beziehungen zwischen den Generationen unter den gegebenen Bedingungen von allen<br />

Beteiligten aktiv ausgestaltet werden müssen. Dies betrifft die Gestaltung der Eltern-Kind-<br />

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