5. Familienbericht 1999 - 2009 auf einen Blick - BMWA
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FAMILIENBERICHT <strong>1999</strong> – <strong>2009</strong> AUF EINEN BLICK<br />
Familie und Geschwister 40<br />
Geschwisterbeziehungen prägen vielfach das familiale Leben. Sie entwickeln<br />
sich in vielfältiger Interaktion mit dem sozialen Umfeld und den familialen Beziehungen.<br />
Der Anteil an Einzelkindern steigt, wird aber häufig überschätzt.<br />
Die Beziehungen zwischen Geschwistern gehören zu den intensivsten und zeitlich ausgedehntesten<br />
sozialen Beziehungen im Leben. Wenngleich es in unserem Kulturkreis keine<br />
kodifizierten Regeln für die Gestaltung der Beziehung gibt, existieren ungeschriebene<br />
Verpflichtungserwartungen zwischen Geschwistern (Nave-Herz/Feldhaus 2005, Onnen-<br />
Isemann 2005, Wilk <strong>1999</strong>). Aber auch gesellschaftliche Entwicklungen wie rückläufige<br />
Geburtenzahlen, längere Lebenserwartung, Scheidungen, verstärkte berufliche Mobilität<br />
sowie Migrationsbewegungen bringen neue Herausforderungen für die Gestaltung der Geschwisterbeziehungen.<br />
Große Bedeutung von Geschwistern im Lebensverl<strong>auf</strong><br />
Geschwisterbeziehungen verändern und entwickeln sich während des gesamten Lebens.<br />
Nähe und Distanz sowie Koalition und Kooperation sind immer wieder neu auszuhandeln<br />
und spielen bis ins hohe Alter eine mehr oder weniger große Bedeutung. Durch eine Pflegesituation<br />
der Eltern und damit verbundene Verantwortungszuschreibungen können zum<br />
Beispiel auch unter Geschwistern im späteren Erwachsenenalter erneut Konflikte ausgelöst<br />
werden. Hinsichtlich der Kontaktintensität zeigt sich – über die Lebensspanne betrachtet –<br />
vielfach ein U-förmiger Verl<strong>auf</strong> (Aviolo 1989, Gloger-Tippelt 2007, Goetting 1986, Kasten<br />
1993a, b, 1998, 2004, Klosinski 2000, Papastefanou 2002, Radlmüller 2007, Wilk <strong>1999</strong>).<br />
In der Zeit, in der Geschwister miteinander <strong>auf</strong>wachsen, zeichnet sich die Beziehung oft<br />
durch ein Höchstmaß an Intimität aus (Brody 2004, Kasten 1994, 2004, Liegle 2000,<br />
Teubner 2005). In der frühen und mittleren Kindheit zählen Geschwister zu den wichtigsten<br />
Interaktionspartner/-innen im Alltag (Aken et al. 1996, Teubner 2005), die einander<br />
helfen, aber auch Konflikte miteinander austragen, sich gegenseitig ärgern, aber auch<br />
Geheimnisse teilen und um die Gunst der Eltern konkurrieren. In der Phase der eigenen<br />
Familiengründung und/oder beruflich bedingten räumlichen Trennung sinkt die Bedeutung<br />
von Geschwistern im Vergleich zu Partner/-innen und Freund/innen und der Kontakt dünnt<br />
sich häufig aus (Bedford 1993, Gloger-Tippelt 2007, Kaiser 2000, 2005, Schmidt 2003,<br />
Teubner 2005, Voorpostel/Blieszner 2008, White 2001, Wilk <strong>1999</strong>). Wie die Ergebnisse des<br />
Mikrozensus-Sonderprogramms 2001 zeigen (Kytir/Wiedenhofer-Galik 2003), haben von<br />
den Personen mit ausschließlich außerhalb lebenden Geschwistern von den 30- bis 44-jährigen<br />
Frauen 13 % und von den gleichaltrigen Männern etwas mehr als 11 % (nahezu)<br />
täglich persönliche Kontakte.<br />
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Aus Band I, Geschwisterbeziehungen heute, Martina Beham.<br />
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