5. Familienbericht 1999 - 2009 auf einen Blick - BMWA

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FAMILIENBERICHT 1999 – 2009 AUF EINEN BLICK übten 35 Prozent der Männer Gewalt aus, innerhalb des zweiten Jahres 48 Prozent und innerhalb der ersten fünf Jahre 75 Prozent. Ein Viertel aller Beziehungen war nach fünf Jahren der Partnerschaft offensichtlich noch gewaltfrei. Ein Ziel der Forschung war es, Untergruppen von gewalttätigen Männern, die sich durch typische Charakteristika voneinander unterscheiden, zu identifizieren. Die Forscher/-innen fanden bei der Durchsicht der einschlägigen Studien unabhängig vom methodischen Vorgehen drei Untergruppen von Männern, wenn drei deskriptive Dimensionen, nämlich Schwere der Gewalt gegenüber der Partnerin, Generalität der Gewalt und Psychopathologie der Männer, zu ihrer Identifizierung herangezogen werden. In ihrer Terminologie sind dies der Familientäter (family only), der Borderlinetäter (dysphoric/borderline) und der antisoziale Täter (generally violent/antisocial). Tabelle 26: Tätertypen und ihre Charakteristika Dimension Familientäter Borderlinetäter antisozialer Täter Innerfamiliäre Gewalt Körperliche Gewalt leicht mittel schwer Psychische Gewalt leicht mittel schwer Außerfamiliäre gering mäßig hoch Gewalt Gewalt in Ursprungsfamilie Zeuge gering mäßig hoch Opfer gering mäßig hoch Persönlichkeitscharakteristika Depression mäßig hoch niedrig Ärgerniveau mäßig hoch hoch Eifersucht mäßig hoch niedrig Geschlechtsrollenstereotype niedrig mäßig hoch Einstellung zur negativ mäßig positiv positiv Gewalt Alkoholmissbrauch niedrig mäßig hoch Promiskuität niedrig mäßig hoch Abhängigkeit niedrig hoch niedrig Passiv-aggressive niedrig hoch mäßig Züge Bindungsstil besitzergreifend niedrig hoch niedrig ängstlich niedrig hoch niedrig sicher mäßig niedrig niedrig abweisend niedrig niedrig hoch 160
FAMILIENBERICHT 1999 – 2009 AUF EINEN BLICK Familie und 20 Jahre Gewaltverbot in der Kinderziehung 96 Wertewandel und das 1989 eingeführte Verbot von Gewalt in der Erziehung haben dazu geführt, dass Gewalt in der Erziehung deutlich abgenommen hat. Das Leitbild gewaltfreier Erziehung ist in der österreichischen Bevölkerung fest verankert. Bereits 1989 wurde in Österreich das sogenannte „Züchtigungsverbot” eingeführt. Österreich war damit eines der ersten Länder in Europa, das psychische und physische Gewalt gegen Kinder als Mittel der Erziehung gesetzlich verboten hat. Die Einführung des Gewaltverbotes in der Kindererziehung jährte sich 2009 zum zwanzigsten Mal. Anlässlich dieses „Jubiläums” führte das Österreichische Institut für Familienforschung (ÖIF) der Universität Wien eine wissenschaftliche Grundlagenanalyse zur Fragestellung der innerfamilialen Gewalt gegen Kinder und Jugendliche durch. Ein Team des ÖIF befragte Experten/-innen zu deren Erfahrungen mit dieser Problematik in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Die Universität Halle-Wittenberg führte unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Kai Bussmann eine Eltern- und Jugendbefragung durch (es wurden dabei keine Familien – also Kinder und deren Eltern – befragt). Ziel der Erhebungen war es, das Wissen über Gewalt in der Erziehung, den Kenntnisstand zu den rechtlichen Regelungen zum Thema Gewalt und die Rechte betreffend Kinder und Jugendliche zu erfassen. Jugend- und Elternbefragung zu Gewalt: Die zentralen Ergebnisse Gewaltverbot Der europäische Vergleich von Schweden, Deutschland, Frankreich, Spanien und Österreich zeigt: In Ländern, in denen ein Verbot von Gewalt in der Erziehung besteht, werden weniger Körperstrafen angewendet. Hier ist die Erziehung eher von einem körperstrafenfreien Sanktionsverhalten geprägt als in den Ländern – wie Frankreich oder Spanien – ohne eine derartige gesetzliche Regelung (Bussmann et al. 2008). Entwicklung Der Vergleich der Daten mit einer Studie von Wimmer-Puchinger et al. (1991) zeigt einen deutlichen Rückgang von Gewalt beim Einsatz erzieherischer Maßnahmen. So sank der Anteil häufiger leichter Körperstrafen einsetzender Mütter von 31 % auf 4 % und bei den Vätern von 17 % auf 2 %. Auch im Bereich schwerer körperlicher Gewaltformen ist die Zahl der Mütter und Väter gesunken, die diese drastischen Sanktionen anwenden. Zugleich nahm die Zahl der Eltern zu, die „nie” zu solchen drakonischen Körperstrafen greifen: Bei den Müttern von 68 % auf 78 %, bei den Vätern von 69 % auf ebenfalls 78 %. 96 Aus Band II, 20 Jahre gesetzliches Gewaltverbot in Österreich, Ergebnisse aus der österreichischen Studie zur Gewalt in der Erziehung, Kai-D. Bussmann, Claudia Erthal, Andreas Schroth. 161
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