5. Familienbericht 1999 - 2009 auf einen Blick - BMWA
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FAMILIENBERICHT <strong>1999</strong> – <strong>2009</strong> AUF EINEN BLICK<br />
Experten/-innen-Befragung:<br />
Die zentralen Ergebnisse 97<br />
Die Erhebungen des Österreichischen Instituts für Familienforschung (ÖIF) unter Experten/<br />
-innen – es wurden alle Berufsgruppen gefasst, die in ihrer täglichen Arbeit mit Kindern und<br />
Jugendlichen konfrontiert sind, wie z. B. Lehrer/-innen, Kindergarten- und Hortpädagogen/-<br />
innen, Ärzte/Ärztinnen, Sozialarbeiter/-innen und Pädagogen/-innen – zeigen parallel zur<br />
Erhebung unter Jugendlichen und Eltern folgendes Bild:<br />
Reale Gewalt<br />
Deutlich zeigt sich, dass Gewalt an Kindern und Jugendlichen durch die Eltern in der Erziehung<br />
nach wie vor eine stark ausgeprägte gesellschaftliche Realität ist. Grundsätzlich<br />
berichten Experten/-innen sehr häufig von Gewalthandlungen der Eltern gegenüber Kindern<br />
und Jugendlichen. So gibt mehr als die Hälfte (54,9 %) an, von Gewalthandlungen<br />
der Eltern konkret in ihrer täglichen Arbeit erfahren zu haben. Jede/r dritte Experte/-in ist<br />
mindestens alle paar Wochen mit einem Verdacht <strong>auf</strong> Gewalt konfrontiert.<br />
Körperliche und psychische Gewalt<br />
Im Hinblick <strong>auf</strong> die unterschiedlichen Formen, in denen Gewalt ausgeübt werden kann, zeigt<br />
sich, dass es vor allem die körperliche und psychische Gewalt ist, mit der Experten/-innen<br />
in der täglichen Arbeit konfrontiert sind. So wird z. B. mehr als der Hälfte konkrete psychische<br />
Gewalt mindestens alle paar Wochen bekannt. Jede/r fünfte Experte/-in (täglich:<br />
3,7 %; mehrmals wöchentlich: 19,1%) gibt an, mehrmals pro Woche, teilweise täglich,<br />
von psychischer Gewalt durch die Eltern Kenntnis zu erlangen. Sexuelle Gewalthandlungen<br />
wird knapp jedem/r zweiten Expert/-in ein Mal im Jahr oder seltener konkret bekannt.<br />
Gewaltursachen<br />
Die Ursache für Gewalt in der Erziehung sehen die meisten Experten/-innen in der Überforderung<br />
der Eltern sowie in den eigenen Gewalterfahrungen der Eltern. Aus ihrer Sicht ist<br />
die Abgrenzung zwischen Gewalt und Erziehung eine klare. Die am häufigsten vorkommende<br />
Gewaltform sei die psychische Gewalt, gefolgt von der körperlichen. Körperliche Gewalt<br />
durch die Eltern werde eher bei kleineren Kindern eingesetzt als bei Jugendlichen.<br />
Geschlechtsspezifische Gewalt<br />
Es findet sich unter den Experten/-innen keine klare Mehrheit, die <strong>einen</strong> Unterschied in<br />
der Bestrafung von Mädchen und Jungen sieht. So stimmen 44,7 % der Aussage zu, dass<br />
Jungen häufiger geschlagen werden als Mädchen und 43,3 % der Aussage, dass Mädchen<br />
häufiger mit Liebesentzug bestraft werden als Jungen. Mehrheitlich besteht Einigkeit darüber,<br />
dass Mütter eher zu psychischer Gewalt greifen als Väter – aber nicht, dass Väter eher<br />
zu körperlicher Gewalt greifen als Mütter: Kein/e Experte/-in stimmt dieser Aussage voll<br />
97<br />
Aus Band II, Gewaltverbot in der Kindererziehung, Zusammenfassung der Ergebnisse der Experten/-innen-<br />
Befragung für den <strong>Familienbericht</strong>, Olaf Kapella/Andreas Baierl/Markus Kaindl/Christiane Rille-Pfeiffer.<br />
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