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5. Familienbericht 1999 - 2009 auf einen Blick - BMWA

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FAMILIENBERICHT <strong>1999</strong> – <strong>2009</strong> AUF EINEN BLICK<br />

vor dem Hintergrund einer bestimmten weltanschaulichen oder ideologischen Position. Die<br />

Kenntnis der Quellen dieser Familienrhetoriken ist Grundlage für den Umgang damit. So<br />

ist beispielsweise das nachhaltige Echo der katholischen Soziallehre in Sachen Ehe und<br />

Familie (Liminski 2008) ein oftmals unterschätzter Kern einer Reihe von Aussagen über Familie,<br />

obwohl <strong>auf</strong> der anderen Seite eine Reihe von Annahmen, beispielsweise hinsichtlich<br />

des engen Verweisungszusammenhanges von Ehe und Familie, hierin wurzeln (K<strong>auf</strong>mann<br />

2008). Das Gleiche gilt für marxistische Positionen, die in der Familie primär eine Unterdrückungsagentur<br />

der bürgerlichen Gesellschaft sehen.<br />

Krisenrhetoriken im Vergleich: Vereinfachungen und Alarmismus<br />

Die meisten Aussagen zum Wandel von Familie können zwei Lagern zugeordnet werden:<br />

Das eine vertritt die Auffassung, dass die Familie in der Krise, wenn nicht gar schon untergegangen<br />

ist; das andere sieht in der Familie eine prinzipiell „unverwüstliche Lebensform”<br />

(Allert 1998). Derzeit überwiegen in den verschiedenen Arenen eher kritische Diagnosen,<br />

die den Gesamtzustand von Familie als prekär ansehen. Es geht dabei allerdings nicht<br />

mehr generell um den Zerfall der Familie oder deren Funktionsverlust, wie dies Deutungsmuster<br />

der letzten Jahrzehnte nahelegten, sondern verstärkt um das Phänomen der Kinderlosigkeit,<br />

das in konservativen Kreisen eindeutig den „Auswüchsen” des Feminismus<br />

zugeschrieben wird, sowie um die Pluralität von Familie als Abweichung von einer oftmals<br />

stillschweigend unterstellten (bürgerlichen) Normalfamilie.<br />

Eine weitere Facette des Diskurses liegt darin, dass die Rolle der Eltern für (vermeintliche)<br />

Defizite der heutigen Kindergeneration betont wird. Die „Erziehungsratgeberrhetorik”<br />

(Göppel <strong>2009</strong>) ist wegen der beachtlichen Auflagen dieser Druckerzeugnisse nicht zu unterschätzen.<br />

Allerdings stehen viele ihrer Unterstellungen, Argumente, Beweisführungen,<br />

etc. in einem sehr losen Verhältnis zu den Ergebnissen der aktuellen Kindheits-, Jugendund<br />

Familienforschung. 4<br />

Ein stilistisches Kennzeichen der Krisenrhetorik zu Familie ist die Dramatik, Übersteigerung<br />

und Zuspitzung – oftmals in Form von Alarmismus (Holland-Cunz 2007), der Handlungsbedarf<br />

suggeriert. Außer Acht gelassen werden dabei Aspekte, die sich aus einer differenzierten<br />

Herangehensweise und Analyse der jeweiligen Phänomene ergeben. Die äußerst<br />

selektive Kenntnisnahme wissenschaftlicher Erkenntnisse geht einher mit Simplifizierungen<br />

und Reduktionen, die in der Verwendung von entsprechend skandalisierenden und<br />

alarmierenden Phrasen, Schlagwörtern und Etikettierungen zum Ausdruck kommen, die ihrerseits<br />

wiederum durchaus widersprüchlich sein können (z. B. wenn von Jugend einerseits<br />

als „Spaß- und Partygeneration” und andererseits als „Generation Angst” die Rede ist).<br />

4<br />

Diese Krisensemantik und ihr Einfluss <strong>auf</strong> Erziehungsverhalten werden ihrerseits in der Forschung durchaus<br />

kritisch reflektiert (siehe z. B. Oelkers 2006).<br />

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