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D-A-CH TAGUNG 2011 - SGEB

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Der Erdbebenherd ist kein Kugel- oder Rundstrahler, eine Tatsache, die es bis zum heutigen Tagschwer hat, sich über die Fachwelt hinaus bekannt zu machen.Neben Herd- und Ausbreitungseffekten sind es die Eigenschaften des Gebäudebestandes, d.h.des Endglieds im System „Makroseismische Wirkung“, die einen entscheidenden Anteil an denAuswirkungen eines größeren Bebens haben. Unmittelbare Herdnähe und die vor allem infrüheren Jahrzehnten bis Jahrhunderten überwiegende Besiedlung des Talgrunds führen nebender baudynamischen Qualität der betroffenen Objekte zu Schadenskonzentrationen, wie sie inLautlingen, Margrethausen, Ebingen und Pfeffingen (heutigen Teilorten der Gemeinde Albstadt)1911 zu beobachten waren. Bei der Entstehung von Erdbebenschäden tritt in vielen Fällen dieverursachende Wirkung der seismischen Belastung gegenüber der auslösenden zurück. Sowerden sowohl bodenmechanische wie auch bautechnische Instabilitäten durch eine seismischeBodenbewegung wirksam. Die Folge ist eine zeitliche Konzentration von Schäden: dieAuslösung von Hangbewegungen wie auch der Absturz von durch Betrieb und meteorologischeEinflüsse vorgeschädigten Bauteilen (Kaminen, Eindeckungen, Giebelfeldern) sind hierfürtypische Beispiele. Die größte Gefährdung besteht bei mitteleuropäischen Maximal-Erdbeben fürPersonen, die sich im Freien in der Nähe von Bauwerken aufhalten. Wochentag und Tageszeit(Donnerstag, 22:26 MEZ) sowie der damals noch übliche Lebensrhythmus kleinerer Orte habenam 16. November 1911 das Schlimmste verhindert.Tab. III: Makroseismische Wirkungen1. Makroseismische Parameter;: Epizentralintensität (Mercalli-Sieberg-Skala) Io = VII;Schütterradius: r ≈ 500 km; Radius der Isoseiste III: r III ≈ 400 km (Fiedler, 1954).2. Wochentag und Uhrzeit: Donnerstag, 22:26 MEZ.3. Größte Schäden: Schadensumme bezogen auf die Einwohnerzahl in M = Reichsmark desJahres 1911: Margrethausen: 45 M: Lautlingen: 30 M, Ebingen: 26,3 M (heute Teilorteder Gemeinde Albstadt). Große Einzelschäden vor allem an Kirchen: größter Schaden desBebens an einem einzelnen Gebäude: Wurmlinger Kapelle bei Rottenburg/Neckar, etwa30 km N des Herdes. In Dürrwangen und Lautlingen Totalschaden an Kirchenbauten (v.Schmidt & Mack, 1912).ZUSAMMENFASUNGDas Beben vom 16. November 1911 hat auf folgende wesentliche Gesichtspunkte verwiesen:1. Eine Wiederkehrzeit von etwa 2000 Jahren bei den größten Beben in Mitteleuropabedingt bei einer instrumentellen Beobachtungsdauer von etwa mehr als 100 Jahrenund einem makroseismisch-historisch belegbaren Intervall von maximal 1000 Jahren,dass man vor Überraschungen auch heute nicht sicher sein kann.2. Der Rückgriff auf geologisch-tektonische Beobachtungen, mit denen man – wenn auchnur in Form von akkumulierten Signalen – wesentlich weiter zurückgehen kann, ist nurpunktuell möglich; erst die über längere Zeiträume erfolgende satelliten-geodätischeMessung der tektonischen Verformung wird hier zu mehr Sicherheit verhelfen.3. Die Erdbebensicherheit bei Neubauten, wie sie in Baden-Württemberg seit dem Jahre1970 verfolgt wird, sollte durch Maßnahmen ergänzt werden, durch die auch beiAltbauten der Personenschutz, vor allem bei Aufenthalt im Freien in der Nähe vonGebäuden erhöht wird.139

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