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D-A-CH TAGUNG 2011 - SGEB

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1 EINLEITUNG1.1 Hintergrund und Ziel der UntersuchungenDas Stadtzentrum von Wien wird von Wohngebäuden dominiert, die größtenteils zwischenden Jahren 1850 bis 1918 in der sogenannten Gründerzeit errichtet worden sind. Etwa einDrittel aller Gebäude des gesamten Stadtgebiets, das sind in etwa 32.000 Objekte, können aufdiese Epoche zurückgeführt werden. Seit Inkrafttreten des Eurocode 8 [1] in Österreich geltenerhöhte Anforderungen bezüglich der Erdbebensicherheit von Gebäuden. Zusammen mit demFaktum, dass über die aktuellen, von der Belastungsgeschichte abhängigen, mechanischenEigenschaften des Mauerwerks relativ wenige Erkenntnisse vorliegen, ergeben sich beimNachweis der Erdbebensicherheit, der beispielsweise bei größeren Dachgeschoßausbauten zuführen ist, Probleme. Deshalb wurde das Projekt SEISMID [2] initiiert, das unter anderem eineUntersuchung des Themenkomplexes „Erdbebeneinwirkung auf Gebäude der Gründerzeit inWien“ zum Ziel hatte. Neben umfassenden dynamischen Messungen, die sich unter anderemmit dem globalen Schwingungsverhalten von Gründerzeithäusern [3] sowie mit lokalen, vomUntergrund beeinflussten Verstärkungseffekten befassen, wurde auch das mechanischeVerhalten von Mauerwerk der Gründerzeit detailliert untersucht [4]. In dieser Arbeit wird einim Rahmen dieses Projekts entwickeltes Modell zur numerischen Berechnung der seismischenKapazität von tragenden Mauerwerkswänden in Gründerzeithäusern vorgestellt. Eine ausführlicheDarstellung findet sich in der Dissertation des Erstautors [4].1.2 Bauweise von Wiener GründerzeithäusernFür die Herstellung des tragenden Mauerwerks von Wiener Gründerzeithäusern kamen inder Regel in Mörtel verlegte Vollziegel des sogenannten „Österreichischen Formats“ mit denAbmessungen 290 140 65 mm zur Anwendung. Auf einen Meter aufgehendes Mauerwerkkommen damit 13 Ziegelscharen. Seit den 1870er Jahren wurden in den Wiener BauordnungenMindestwandstärken angegeben, ab denen auf einen statischen Nachweis verzichtet werdenkonnte. Verglichen mit den heutigen Verhältnissen ergaben sich daraus relativ dicke Mauern.Aufgrund des Ziegelformats und der großen Wandstärken entwickelte sich eine Vielzahl unterschiedlicherVerbandsausbildungen. Die Zwischenwände besitzen in der Regel eine Stärke von14 cm und dienen zur Aussteifung des Gebäudes [5].Über dem Kellergeschoß wurden überwiegend massive Gewölbekonstruktionen eingebaut,die eine besondere Tragfähigkeit und große horizontale Steifigkeit aufweisen. Für die Deckeninnerhalb der Nutzgeschoße kamen Holzkonstruktionen meist in Form von Tramdecken zurAusführung, die auf den tragenden Außen- und Mittelmauern aufliegen. Die Verbindung mitdem Mauerwerk erfolgte mit Schließen und Schuber aus Eisen ausschließlich in Spannrichtungder Träme, wodurch das Mauerwerk nicht umfassend verschlossen ist. Den horizontalenAbschluss zum Dachboden bilden Dübel- oder Dippelbaumdecken, deren geschlosseneBalkenlage im Brandfall das Durchschlagen von Teilen des Dachtragwerks verhindern sollte[5]. Im Hinblick auf den Erdbebenwiderstand ist diese Ausführung aus Holz ungünstig, da dierelativ weichen Decken mit fehlender Umschließung zu einer geringen Aussteifung desGebäudes führen und demzufolge sich nur bedingt eine Scheibenwirkung aufbaut. Deshalbkommt beim Erdbebennachweis von Gründerzeithäusern dem tragenden Ziegelmauerwerk einebesondere Bedeutung zu.4102

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