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D-A-CH TAGUNG 2011 - SGEB

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Abbildung 4 zeigt das Beispiel der Analyse des Erdbebens von 1855 im Oberwallis [9].Aufgrund der historischen Quellenlage konnte das Schadensbild in Visp mit grosserGenauigkeit rekonstruiert und die Lage einer Vielzahl von Gebäuden bestimmt werden.Historische Recherchen erlaubten es auch, zuverlässige Aussagen über die Bauweisen zumachen. Aus den vorliegenden Untersuchungen können Informationen zur Verletzbarkeit derGebäude und zu möglichen Ausdehnungen der sekundären Phänomene abgeleitet werden, diein Zukunft für die Entwicklung von Erdbebenszenarien verwendet werden können. DieErkenntnisse über die Schadensverteilung der Erdbeben helfen zudem, Mikrozonierungsstudienzu validieren und Gebiete mit zu erwartenden standortbedingten Verstärkungseffektenabzugrenzen. Aktuell wird für die Region Brig-Visp-Mattertal im Projekt COGEAR(http://cogear.ethz.ch) an solchen Szenarien gearbeitet.3 ANWENDUNG MAKROSEISMIS<strong>CH</strong>ER DATENDie aus den historischen Daten generierten makroseismischen Intensitätsfelder wurden dazuverwendet, historische Erdbeben neu zu kalibrieren und eine Magnitudenabschätzungvorzunehmen [1]. Für unterschiedliche Oberflächengeologien und tektonische Regionenkonnten typische Verstärkungseffekte bei Erdbeben abgeleitet werden. Die so entstandeneAmplifikationskarte der Schweiz erlaubte – trotz beträchtlicher Unsicherheiten – dieBerechnung realistischer Szenarien für die Auswirkungen realer oder hypothetischer Beben[19, 20]. Solche Erdbebenmodelle werden für schnelle Folgenabschätzungen imKatastrophenfall (Bodenerschütterungskarten oder Shakemaps zugänglich auf der Internetseitedes Schweizerischen Erdbebendienstes, http://www.seismo.ethz.ch), wie auch fürErdbebenszenarien verwendet. Bei einigen Dutzend Ortschaften der Schweiz mit genügendguter Datenlage konnten direkt und ohne Verwendung geologischer Informationenungewöhnlich hohe oder ausserordentlich tiefe Intensitätswerte festgestellt werden [20]. DiesesVorgehen erlaubt es, geologisch bedingte Amplifikationen, etwa durch ausgedehnteSeeablagerungen (Luzern und Yverdon) oder durch die wassergesättigten Sand- undSiltablagerungen in Flusstälern, zu quantifizieren oder die Wirkung von zwei- oderdreidimensionalen Resonanzphänomenen zu beobachten. Für einige Gebiete können dieUrsachen heute noch nicht erklärt werden. Die Erkenntnisse aus diesen Untersuchungenwerden bei der Standortwahl für neue Starkbebenstationen im laufenden Projekt zurErneuerung des Starkbeben-Netzwerks in der Schweiz berücksichtigt.4 AUSBLICKPrimäres Ziel der nächsten Jahre wird es sein, die Zusammenarbeit der historischenSeismologie mit Nachbardisziplinen, vor allem dem Ingenieurwesen, weiterzuführen und zuvertiefen. Im Vordergrund stehen dabei die kleineren Schadenbeben des 19. und 20Jahrhunderts, für die eine Fülle von historischem Material, auch dank eines immer besserenZugangs zu Archivmaterial, zu erwarten ist. Diese Beben sind insofern relevant, als sie neueErkenntnisse zur Erdbebengefährdung in der Schweiz liefern können und dasErdbebenverhalten heutiger Bausubstanz gezielter beurteilt werden kann.933

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