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Restitutionsbericht 2006 - Wien Museum

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Juden mit Erlass vom 1. August 1940 die Mitnahme von Sachwerten verboten<br />

worden war. Mit dem Einsetzen der Deportationen organisierte die VUGESTA auch<br />

den Verkauf der zurückgelassenen Gebrauchsgegenstände, welche – zumeist im<br />

Dorotheum – auf Grund niedriger Schätzpreise und geringer Verkaufsspesen zu<br />

einem günstigen Preis versteigert wurden. Der Erlös aus den beschlagnahmten<br />

jüdischen Umzugsgütern wird allein für die Zeit bis zum 31. Juli 1941 mit über 4 Mio.<br />

RM angegeben. 6 Besonders wertvolle Gegenstände wurden vorweg Museen,<br />

Bibliotheken und ähnlichen Stellen zum Erwerb angeboten, doch kamen Bücher<br />

auch indirekt (über das Dorotheum, Antiquariate oder arisierende Privatpersonen) in<br />

Bibliotheken.<br />

3. Unfreiwillig veräußerte Bücher: Die sich allmählich verschärfenden Unter-<br />

drückungsmaßnahmen wie Berufsverbote oder Sondersteuern nötigten die jüdische<br />

Bevölkerung oft dazu, Wertgegenstände aus ihrem Besitz zu verkaufen, um ihren<br />

Lebensunterhalt zu sichern oder die Ausreise zu finanzieren. Das Nichtigkeitsgesetz<br />

– 1946 erlassen – erklärte entgeltliche und unentgeltliche Rechtsgeschäfte während<br />

der deutschen Besatzung Österreichs daher folgerichtig für null und nichtig, „wenn<br />

sie im Zuge einer durch das Deutsche Reich erfolgten politischen oder<br />

wirtschaftlichen Durchdringung vorgenommen worden sind“.<br />

In den großen Bibliotheken des NS-Staats spielte auch Raubgut aus den im Zweiten<br />

Weltkrieg besetzten Territorien eine Rolle. Derartige Spuren konnten in der<br />

<strong>Wien</strong>bibliothek aber nicht gefunden werden.<br />

2.3. Restitution und Erbensuche in der <strong>Wien</strong>bibliothek im Berichtszeitraum<br />

1. November 2005 bis 31. Oktober <strong>2006</strong><br />

2.3.1. Direkterwerbungen von jüdischen Vorbesitzern<br />

Ausgehend von den Inventarverzeichnissen bzw. Zugangsprotokollen der einzelnen<br />

Sammlungen, jeweils vom 13. März 1938 bis Ende 1946, wurden bei der<br />

Musiksammlung sowie der Handschriftensammlung alle Erwerbungen näher untersucht<br />

6 Erika Weinzierl, Zu wenig Gerechte. Österreich und die Judenverfolgung 1938-1945. 4. erw. Aufl., Graz/<strong>Wien</strong>/Köln<br />

1997, S. 67 und 77.<br />

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