Restitutionsbericht 2006 - Wien Museum
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1938 von der Gestapo beschlagnahmt worden waren, darunter ein Bild „Rudolf von Alt,<br />
Stephanskirche“, an den Oberfinanzpräsidenten <strong>Wien</strong>-Niederdonau freigegeben worden<br />
sein. Dieses Schreiben befindet sich nicht in den Akten. Möglicherweise erwirkte der<br />
Oberfinanzpräsident <strong>Wien</strong>-Niederdonau diese Freistellung, um die offene<br />
Hypothekarforderung durch eine Verwertung der Bilder zu befriedigen.<br />
Aus einem Schreiben des „Zentralamtes für die Regelung der Judenfrage in Böhmen<br />
und Mähren, Auswanderungsfonds für Böhmen und Mähren, Prag“ an den<br />
Oberfinanzpräsidenten <strong>Wien</strong>-Niederdonau vom 25. August 1944 geht hervor, dass die<br />
ehemalige Liegenschaft Franz Poppers zu diesem Zeitpunkt noch nicht an die<br />
„Nordische Gesellschaft“ verkauft worden war. In diesem Schreiben machte der<br />
Auswanderungsfonds den Oberfinanzpräsidenten darauf aufmerksam, dass die<br />
Hypothekarforderung nicht in die Verfügung des Fonds, sondern nach wie vor in die der<br />
Finanzbehörden falle. Es erging daher das Ersuchen an den Oberfinanzpräsidenten,<br />
dem Auswanderungsfonds gegen Bezahlung des Betrages von RM 50.214,83, in dem<br />
alle Zinsen und Nebenkosten enthalten waren, eine Löschungsquittung für die<br />
Hypothekarforderung auszustellen.<br />
Nach dem 25. August 1944 dürfte es doch zu einem Verkauf der Liegenschaft <strong>Wien</strong> 4.,<br />
Theresianumgasse 21a, an die „Nordische Gesellschaft“ gekommen sein: Die Národní<br />
Správa Majetkových Podstat, Majetkového Úradu a Vystehovaleckého Fondu, Praha 1.,<br />
Hastalská 20, eine von der tschechoslowakischen Regierung eingesetzte Behörde, zu<br />
deren Obliegenheiten es gehörte, die „Interessen von Personen tschechoslowakischer<br />
Staatszugehörigkeit zu wahren, die aus rassischen Gründen von den Nazis verfolgt und<br />
geschädigt wurden“, richtete am 8. April und am 6. September 1948 eine Anfrage an die<br />
Finanzlandesdirektion für <strong>Wien</strong>, Niederösterreich und Burgenland, in wessen<br />
Verwaltung das ehemalige Gebäude Franz Poppers in <strong>Wien</strong> 4., Theresianumgasse<br />
21a, stehe. Der ehemalige „Auswanderungsfonds für Böhmen und Mähren“ habe die<br />
Liegenschaft an die „Nordische Verkehrs-GesmbH. Lübeck – Travemünde“ verkauft.<br />
Zugleich mit diesem Hauskauf habe der Käufer Kunstgegenstände, darunter eine<br />
Gemäldesammlung im Wert von RM 34.000,--, übernommen. Die „Verkehrs-GesmbH“<br />
habe keine Auskunft über Einrichtung und Kunstgegenstände geben können, da sie seit<br />
1945 jegliche Verbindung mit <strong>Wien</strong> verloren habe.<br />
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