Restitutionsbericht 2006 - Wien Museum
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Ella Zirner flüchtete 1939 über Frankreich in die USA, wo sie am 5. April 1970 in New<br />
York, 25 Fifth Avenue, Apt. 4G verstarb. Ihr Sohn Ludwig Zirner konnte ebenfalls in die<br />
USA flüchten und sich als Musikprofessor in Urbana, Illinois etablieren, wo er am 9.<br />
Februar 1971 verstarb. Er war seit 3. Februar 1942 mit Laura Wärndorfer (1915-1984)<br />
verheiratet. Aus dieser Ehe entstammt ein Sohn.<br />
Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurde das Kaufhaus „Ludwig<br />
Zwieback & Bruder“ vom kommissarischen Verwalter Hugo Bingen und anschließend<br />
von Otto John, Kaufmann in <strong>Wien</strong> 12., Gloriettegasse 39, „arisiert“ und im Januar 1939<br />
liquidiert. Außer dem Kaufhaus musste Ella Zirner die zum Kaufhaus gehörigen<br />
Liegenschaften und ihre Wohnung in der Kärntnerstraße 11-15, Weihburggasse 4 und<br />
ein Haus in Mauer samt Inventar sowie Grundstücke in Essling zwangsverkaufen.<br />
Ella Zirner war nicht nur die Besitzerin des Kaufhauses, sondern auch eine<br />
ausgebildete und bekannte Pianistin. Sie studierte 1893-1896 am Konservatorium<br />
gemeinsam mit dem Komponisten Franz Schmidt, mit dem sie auch eine enge<br />
Freundschaft verband. Franz Schmidt musizierte häufig gemeinsam mit Ella Zirner und<br />
widmete ihr auch ein Exemplar seiner ersten Symphonie. Die gute Beziehung zwischen<br />
den beiden dürfte der Anlass für die Ausgestaltung des Musiksalons von Ella Zirner mit<br />
einer Allegorie zu Franz Schmidts 2. Symphonie gewesen sein. Hierbei handelt es sich<br />
um einen Fries aus 8 Gemälden, den A. F. Seligmann um 1914 malte.<br />
Die Städtischen Sammlungen erwarben 1943 (die Eintragung im Inventarbuch erfolgte<br />
am 11. 2. 1943) von „Antike Wohnungseinrichtungen Friedrich Otto Schmidt, <strong>Wien</strong> 9,<br />
Währingerstr. 28“ einen großen achtteiligen Fries „Die 2. Symphonie von Franz<br />
Schmidt, um 1914“ von A. F. Seligmann um RM 800, der im Inventarbuch mit dem<br />
Vermerk „Aus einem Musiksalon der Ella Zirner, <strong>Wien</strong> 1, Kärntnerring 3, 3. Stock“<br />
versehen ist. Dieser Fries hat die kriegsbedingten Auslagerungen überlebt, ist aber<br />
leider extrem schadhaft:<br />
71.709 /<br />
1-8<br />
Gemälde, A. F. Seligmann, Fries, Die 2. Symphonie von Franz Schmidt,<br />
um 1914, nicht sign., nicht dat., Öl /Lwd., Eierstableistenrahmen:<br />
verschiedene Formate (Sub. Nr. 1, 3, 5: 76 x 282 cm, Sub. Nr. 2: 76 x 154<br />
cm, Sub. Nr. 4: 76 x 168 cm, Sub. Nr 6: 76 x 164 cm, Sub. Nr 7: 76 x 153<br />
cm, Sub. Nr 8: 76 x 150 cm), Vermerk im Inventarbuch: „Aus einem<br />
Musiksalon der Ella Zirner, <strong>Wien</strong> 1, Kärntnerring 3, 3. Stock“<br />
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