Restitutionsbericht 2006 - Wien Museum
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Siegmund Glesinger gelang im Juni 1938 die Flucht vor den Nationalsozialisten über<br />
Frankreich in die USA. Er starb am 16. Mai 1941 in Los Angeles.<br />
Mit Verfügung der Geheimen Staatspolizei vom 6. Mai 1941 wurde das gesamte<br />
liegende und stehende Vermögen von Siegmund Glesinger und seiner Ehefrau Maria<br />
„mit dem Ziele der späteren Einziehung zu Gunsten des Deutschen Reiches“<br />
beschlagnahmt. Die Aberkennung der „Protektoratsangehörigkeit“ erfolgte am 4.<br />
Februar 1942.<br />
Die Städtischen Sammlungen erwarben laut Inventarbuch am 25. August 1941 das<br />
Ölgemälde von Carl Franz Bauer, „Kaiser Franz Joseph I. im Zweispänner auf dem<br />
Heldenplatz“, um RM 40,--. Als „Art der Erwerbung“ wird im Inventarbuch „Verkauf von<br />
der Gestapo aus beschlagnahmten Vermögenswerten“ angeführt.<br />
Bei einer im Zuge der Provenienzforschung der Museen der Stadt <strong>Wien</strong> durchgeführten<br />
Untersuchung der Rückseiten sämtlicher in der NS-Zeit von der Vugesta, vom<br />
Dorotheum und aus dem Kunsthandel erworbenen Gemälde konnte festgestellt werden,<br />
dass sich auf der Rückseite des Ölgemäldes von Carl Franz Bauer ein Kleber der<br />
Speditionsfirma Kirchner und darunter der Name „Glesinger 1097“ befindet. Außerdem<br />
weist das Bild einen Kleber mit der Zahlenkombination „48.916/1542/33“ auf.<br />
Recherchen in den Beständen der Vugesta, der „Verwertungsstelle für jüdisches<br />
Umzugsgut der Gestapo“, im Österreichischen Staatsarchiv förderten zutage, dass es<br />
eine Vugesta-Karteikarte von Siegmund Glesinger gibt, die darauf hinweist, dass sein<br />
Umzugsgut bzw. seine Vermögenswerte von der Gestapo verkauft oder versteigert<br />
worden sind. Die Ziffer „1542“, eine Rechnungsnummer auf der Karteikarte, die auf eine<br />
Eintragung im Verrechnungsbuch der Vugesta verweist, stimmt mit der mittleren<br />
Zahlenkombination auf der Rückseite des Gemäldes von Carl Franz Bauer überein.<br />
Darüber hinaus ist im Verrechnungsbuch beim Namen Glesinger auch der Name der<br />
Spedition Kirchner vermerkt, dessen Kleber sich ebenfalls auf der Rückseite des Bildes<br />
befindet.<br />
Da es sich bei dem am 25. August 1941 von den Städtischen Sammlungen von der<br />
Vugesta erworbenen Gemälde somit eindeutig um jenes aus dem ursprünglichen<br />
Eigentum von Siegmund Glesinger handelt, gelangte die <strong>Wien</strong>er<br />
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