07.03.2013 Aufrufe

Restitutionsbericht 2006 - Wien Museum

Restitutionsbericht 2006 - Wien Museum

Restitutionsbericht 2006 - Wien Museum

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Siegmund Glesinger gelang im Juni 1938 die Flucht vor den Nationalsozialisten über<br />

Frankreich in die USA. Er starb am 16. Mai 1941 in Los Angeles.<br />

Mit Verfügung der Geheimen Staatspolizei vom 6. Mai 1941 wurde das gesamte<br />

liegende und stehende Vermögen von Siegmund Glesinger und seiner Ehefrau Maria<br />

„mit dem Ziele der späteren Einziehung zu Gunsten des Deutschen Reiches“<br />

beschlagnahmt. Die Aberkennung der „Protektoratsangehörigkeit“ erfolgte am 4.<br />

Februar 1942.<br />

Die Städtischen Sammlungen erwarben laut Inventarbuch am 25. August 1941 das<br />

Ölgemälde von Carl Franz Bauer, „Kaiser Franz Joseph I. im Zweispänner auf dem<br />

Heldenplatz“, um RM 40,--. Als „Art der Erwerbung“ wird im Inventarbuch „Verkauf von<br />

der Gestapo aus beschlagnahmten Vermögenswerten“ angeführt.<br />

Bei einer im Zuge der Provenienzforschung der Museen der Stadt <strong>Wien</strong> durchgeführten<br />

Untersuchung der Rückseiten sämtlicher in der NS-Zeit von der Vugesta, vom<br />

Dorotheum und aus dem Kunsthandel erworbenen Gemälde konnte festgestellt werden,<br />

dass sich auf der Rückseite des Ölgemäldes von Carl Franz Bauer ein Kleber der<br />

Speditionsfirma Kirchner und darunter der Name „Glesinger 1097“ befindet. Außerdem<br />

weist das Bild einen Kleber mit der Zahlenkombination „48.916/1542/33“ auf.<br />

Recherchen in den Beständen der Vugesta, der „Verwertungsstelle für jüdisches<br />

Umzugsgut der Gestapo“, im Österreichischen Staatsarchiv förderten zutage, dass es<br />

eine Vugesta-Karteikarte von Siegmund Glesinger gibt, die darauf hinweist, dass sein<br />

Umzugsgut bzw. seine Vermögenswerte von der Gestapo verkauft oder versteigert<br />

worden sind. Die Ziffer „1542“, eine Rechnungsnummer auf der Karteikarte, die auf eine<br />

Eintragung im Verrechnungsbuch der Vugesta verweist, stimmt mit der mittleren<br />

Zahlenkombination auf der Rückseite des Gemäldes von Carl Franz Bauer überein.<br />

Darüber hinaus ist im Verrechnungsbuch beim Namen Glesinger auch der Name der<br />

Spedition Kirchner vermerkt, dessen Kleber sich ebenfalls auf der Rückseite des Bildes<br />

befindet.<br />

Da es sich bei dem am 25. August 1941 von den Städtischen Sammlungen von der<br />

Vugesta erworbenen Gemälde somit eindeutig um jenes aus dem ursprünglichen<br />

Eigentum von Siegmund Glesinger handelt, gelangte die <strong>Wien</strong>er<br />

124

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!