Restitutionsbericht 2006 - Wien Museum
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sogenannten Möbelverwertungsstelle von jüdischem Umzugsgut „bei den Bildern sehr<br />
niedrige Preise ansetzte und insbesondere wertvollere Bilder von jüdischen Malern<br />
dann selbst um einen geringen Preis käuflich erwarb.“ 58<br />
In der eingangs erwähnten Selbstdarstellung aus „1947“ schrieb Fargel: „Ich habe dem<br />
<strong>Museum</strong> nicht nur wertvolle historische Bilder gespendet, sondern auch diesem circa<br />
200 sehr gute Bilder zu äußerst günstigen Bedingungen verschafft, sozwar (sic!), dass<br />
mich Herr Dir. Dr. Wagner wiederholt den Mehrer des <strong>Museum</strong> nannte.“ 59<br />
Im Rückstellungsverfahren Dr. Harry Freud sagte Fargel im März/April 1949 aus, dass<br />
er von der Vugesta den Auftrag hatte, vom jüdischen Maler Wilhelm Viktor Krausz<br />
stammende Bilder zu vernichten, es aber schade gefunden habe, dies zu tun: „Ich<br />
sagte, ob ich nicht diese Bilder erwerben könnte, für das <strong>Museum</strong> der Stadt <strong>Wien</strong> zum<br />
Unterziehen von beschädigten Bildern. Dies wurde mir auch bewilligt.“ 60<br />
Im Rückstellungsverfahren Wilhelm Viktor Krausz wurde Fargel als schuldig erkannt,<br />
dem Antragsteller eine Reihe von Bildern „zurückzustellen, bzw. einzuwilligen, dass die<br />
dzt. in sicherstellungsweiser Verwahrung des Bundesministeriums für<br />
Vermögenssicherung und Wirtschaftsplanung ... befindlichen Bilder dem Antragsteller<br />
ausgefolgt werden.“ 61<br />
Aus den Inventarbüchern ist ersichtlich, dass Julius Fargel den Städtischen<br />
Sammlungen in der NS-Zeit über 200 Objekte – Gemälde, Fotos, Drucke, Stiche,<br />
Zeitungsausschnitte und Medaillen – zum Teil spendete und zum Teil verkaufte. Er<br />
selbst sagte aus, dass es sich hiebei um Objekte „aus seinem Besitz und aus<br />
Privatbesitz“ handelte. 62 Er hat sie auch sicher nicht alle von der Vugesta erworben, da<br />
er sie den Städtischen Sammlungen schon seit dem Jahr 1939 übermittelte und die<br />
Vugesta erst seit dem Frühherbst 1940 existierte. Bei einem Teil jener Objekte, die<br />
58 AdR, BMVW, Kt. 116, Zl. 31.804-3/46, Vugesta, Niederschrift Hans Nyers, 26. 9. 1945.<br />
59 Museen der Stadt <strong>Wien</strong>, Mappe „Restaurierungen Prf. Julius Fargel 1943-50“.<br />
60 DÖW 19.130/1 (Vg 11 Vr 5418/46), Kurzschriftprotokoll Fargel, 9. 4. 1949. Das Rückstellungsverfahren, aus dem<br />
hier zitiert wird, schloss mit der Feststellung, dass es sich bei dem Sigmund Freud-Porträt der St. Slg. nicht um<br />
das Bild aus dem ehemaligen Eigentum von Prof. Alexander Freud, sondern um eine Atelierwiederholung<br />
handle, und Dr. Harry Freud widerrief seinen Rückstellungsantrag.<br />
61 VEAV – 1. Bez./ohne Nummer (Viktor Krausz), Rückstellungserkenntnis Zl. 8996/49 der Rückstellungskommission<br />
beim LG. F. ZRS. In <strong>Wien</strong> 1., Riemergasse 7, vom 28. 6. 1949. Im Bericht über den Rückstellungsfall Dr. Viktor<br />
Wilhelm Krausz wird näher darauf eingegangen, welche Rolle Julius Fargel hiebei spielte.<br />
62 MA 8, Personalakt Fargel, Ansuchen Julius Fargels um einen Sondervertrag, 12. 1. 1943.<br />
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