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Evaluation von Studium und Lehre im Fach Rechtswissenschaft ...

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3.1 Idee der Studienreform<br />

Greifswald<br />

Etwa um die Jahrtausendwende setzte sich in Europa <strong>und</strong> anderen<br />

„westlichen“ Staaten der Welt ein gegen Ende der sechziger Jahren des<br />

vergangenen Jahrh<strong>und</strong>erts spontan intensiv aufke<strong>im</strong>ender <strong>und</strong> inzwischen<br />

<strong>von</strong> oben regulatorisch wirksamer gesellschaftlicher Reform- <strong>und</strong><br />

Wandlungsprozess fort. Alte Macht- <strong>und</strong> Herrschaftsstrukturen wurden<br />

<strong>und</strong> werden aufgebrochen, neue, emanzipatorische treten an ihre Stelle.<br />

Gerade auch vor diesem gesellschaftspolitischen Wandlungsprozess<br />

versteht sich der seit einigen Jahren <strong>im</strong> Universitätswesen europaweit<br />

vertretene <strong>und</strong> namentlich auch in der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland wirksame<br />

hochschulpolitische Reformansatz.<br />

Im Jurastudium wird das überlieferte Staatsexamen als zu traditionell,<br />

verstaubt, rückwärtsgewandt <strong>und</strong> zu sehr bezogen auf die Bedürfnisse<br />

eines obrigkeitlichen Staates angesehen. Dem sollten universitäre Abschlüsse<br />

entgegengesetzt werden, die dem emanzipatorischen Impetus<br />

der Massen weitaus mehr entgegenkommen. Unterstützung finden diese<br />

Bestrebungen in federführenden Wirtschaftskreisen, wo die juristische<br />

Staatsprüfung ebenfalls als zu staatslastig, weil nicht ausreichend wirtschaftsfre<strong>und</strong>lich<br />

empf<strong>und</strong>en wurde.<br />

In diesem bemerkenswerten Zwiespalt der Befreiung <strong>von</strong> Staatsfesseln<br />

<strong>und</strong> Unterwerfung unter Wirtschaftsinteressen bewegt sich – europaweit<br />

– die gegenwärtige Universitätsreform.<br />

Beide Elemente, emanzipatorische wie auch wirtschaftsfre<strong>und</strong>liche, sind<br />

also in der Studienreform realisiert, letzteres beispielsweise in der für jedermann<br />

wahrnehmbaren Bezeichnung der Studienabschlüsse, wo die<br />

alten lateinischen Bezeichnungen „baccalaureus“ <strong>und</strong> „magister“ abgelegt<br />

<strong>und</strong> durch werbewirksame Bezeichnungen Bachelor <strong>und</strong> Master ersetzt<br />

werden, wie das in der internationalen Wirtschaft verbreitete Englisch<br />

überhaupt die neue Terminologie prägt (workload, skills).<br />

Als emanzipatorisch kennzeichnen lassen sich alle Elemente der Studienreform,<br />

die der Idee distributiv-verteilender Gerechtigkeit geschuldet<br />

sind. Dazu gehört beispielsweise die Neudefinition des <strong>Lehre</strong>nden, der<br />

nicht mehr, wie früher, als überlegener Professor <strong>und</strong> Autoritätsperson<br />

dem Studenten gegenübertritt, sondern allenfalls noch als gleichberechtigter<br />

Partner in der Wissensvermittlung, eventuell sogar als zu evaluierender<br />

<strong>und</strong> kontrollierender Dienstleister, der sich den Wünschen der<br />

Studierenden tendenziell unterzuordnen habe. Vom Emanzipationsge-<br />

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