Evaluation von Studium und Lehre im Fach Rechtswissenschaft ...

Bremen
den, ein zweiter Set fragte die Selbsteinschätzung der Lehrenden ab,
und ein dritter Set ließ die Lehrenden das Lernverhalten der Studierenden
einschätzen. Die Auswertungsergebnisse wurden den Lehrenden
individuell mitgeteilt, durch Mittelwerte sowie Abweichungen der einzelnen
Veranstaltungen vom Mittelwert und durch individualisierte Beratungsangebote
an die Lehrenden ergänzt. Wegen der Aufwändigkeit
wurde beschlossen, das Verfahren nur alle zwei Jahre einzusetzen und
zwischenzeitlich ein vereinfachtes Verfahren zu nutzen.
Dieses an vielen Hochschulen Deutschlands verwendete Verfahren der
individualisierten Lehrveranstaltungsevaluation legt die Qualitätssicherung
und die Qualitätsverbesserung der Lehre ausschließlich in die Hände
der einzelnen Lehrenden, d.h. das Monitoring und die Auswertung der
Befragungen werden der externen Agentur überantwortet, die Bewertung
der Ergebnisse wie auch die Entscheidung über etwaige Maßnahmen
und deren Umsetzung wird den einzelnen Lehrenden (und ihrer Willkür?)
überlassen. Der Fachbereich verfügt noch über kein Beobachtungssystem,
welches die Inputs systematisch erfasst. Strukturelle Parameter
werden eher am Rande beobachtet, der Fokus liegt auf den Prozessen
und den Selbst- und Fremdeinschätzungen des Lehr- und Lernverhaltens.
Weder die Fachbereichsleitung (das Dekanat) noch die Hochschulleitung
sind Adressaten dieser Art von Qualitätsmanagement von Studium
und Lehre. Es existiert weder eine Verbindung von den Ergebnissen
der einzelnen Lehrenden zur Fachbereichsleitung noch von der Fachbereichsleitung
zur Hochschulleitung. Das auf den Schultern der einzelnen
Lehrenden ruhende Qualitätsmanagement des Fachbereichs und ein
Qualitätsmanagement der Hochschulleitung sind erkennbar nicht miteinander
verknüpft. Weder die Fachbereichsleitung noch die Hochschulleitung
verfügen über eine Möglichkeit, die Qualität der Lehre im rechtswissenschaftlichen
Fachbereich zu steuern. Dieses Steuerungsvakuum
zeigt sich u.a. daran, dass der Evaluationsbericht des externen Beobachters
durchaus Schwächen benennt, Schlussfolgerungen aber nicht
erkennbar sind, so dass sich ein Außenstehender fragt, wer die Analyse
zur Kenntnis genommen hat und für die Umsetzung der Empfehlungen
verantwortlich ist. Offen bleibt, ob und wie ein gemeinsames Qualitätsverständnis
unter den Lehrenden des Fachbereichs hergestellt wird. Es
ist nicht transparent, in welcher Weise der Fachbereich die Studienerfolgsdaten
(also Outputdaten), welche das Prüfungsamt der Landesjustiz
regelmäßig zur Verfügung stellt, verarbeitet. Daten über die beruflichen
Erfolge der Absolventen (Outcomedaten) sind einmal erhoben worden,
das ist allerdings auf die Beendigung der einphasigen Juristenausbildung
215