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Wo ist der Beweis? Plädoyer für eine evidenzbasierte Medizin ...

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104 Wie man mit Unsicherheit im Hinblick auf Therapieeffekte umgehtkontrollierten Vergleich bei <strong>der</strong> <strong>eine</strong>n Hälfte <strong>der</strong> Patienten die neueBehandlung und bei <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Hälfte die bereits bekannte Therapieanwandte) bräuchte er – so s<strong>eine</strong> prägnante Feststellung –<strong>eine</strong> Genehmigung. Nicht erfor<strong>der</strong>lich sei <strong>eine</strong> solche Genehmigungdagegen, wenn er allen s<strong>eine</strong>n Patienten dieselbe Behandlungals Standardverordnung gäbe. 25 Dieser unlogische Doppelstandardtaucht immer wie<strong>der</strong> auf und schreckt diejenigen Ärzte ab, die ihrenBeitrag zum Abbau von Unsicherheiten in Bezug auf Therapieeffektele<strong>ist</strong>en wollen. Im Großen und Ganzen kann dies dazu führen,dass Ärzte davon abgehalten werden, aus ihren Erfahrungenmit <strong>der</strong> Versorgung von Patienten neues Wissen zu generieren. Wie<strong>der</strong> amerikanische Soziologe Charles Bosk einmal bemerkte: «Alles<strong>ist</strong> erlaubt, solange wir versprechen, nicht aus unseren Erfahrungenzu lernen.»Die Fähigkeit, Unsicherheiten zu erklären, verlangt aufseiten <strong>der</strong>Ärzte sicherlich Geschick und ein gewisses Maß an Demut. Vielefühlen sich unwohl, wenn sie potenzielle Teilnehmer an <strong>eine</strong>r klinischenStudie darüber aufklären müssen, dass niemand weiß, welcheBehandlung die beste <strong>ist</strong>. Doch die öffentliche Meinung hat sichgewandelt: Mit arroganten Ärzten, die «Gott spielen», wird kurzerProzess gemacht. Wir müssen uns auf die Ausbildung von Ärztenkonzentrieren, die sich nicht schämen zuzugeben, dass sie auch nurMenschen sind und die Unterstützung und Mitwirkung von Patientenan <strong>der</strong> Forschung brauchen, um Behandlungsentscheidungenauf <strong>eine</strong> sicherere Grundlage stellen zu können (s. Kap. 11 und12).Das größte Hin<strong>der</strong>nis stellt <strong>für</strong> viele Ärzte und Patienten diemangelnde Vertrautheit mit den Gegebenheiten solcher fairen Therapietestsdar – ein Problem, mit dem wir uns als Nächstes befassenwollen (s. Kap. 6).© 2013 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, BernDieses Dokument <strong>ist</strong> nur <strong>für</strong> den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in k<strong>eine</strong>r Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden.Aus: Imogen Evans, Hazel Thornton, Iain Chalmers, Paul Glasziou; <strong>Wo</strong> <strong>ist</strong> <strong>der</strong> <strong>Beweis</strong>? – <strong>Plädoyer</strong> <strong>für</strong> <strong>eine</strong> <strong>evidenzbasierte</strong> <strong>Medizin</strong>. 1. Auflage.

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