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Wo ist der Beweis? Plädoyer für eine evidenzbasierte Medizin ...

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168 Gute, schlechte und überflüssige klinische Forschungbeim ersten Schlaganfall und steigt auf 4 : 6 bei weiteren Schlaganfällenan. Eine Ursache, die dem Schlaganfall zugrunde liegt, <strong>ist</strong> <strong>eine</strong>Verengung (Stenose) <strong>der</strong> Halsschlaga<strong>der</strong> (Arteria carotis), die dasGehirn mit Blut versorgt. Zuweilen löst sich das Fettgewebe, das dieInnenseiten <strong>der</strong> Halsschlaga<strong>der</strong> auskleidet, verstopft kl<strong>eine</strong>re arterielleZuflüsse und verursacht dadurch <strong>eine</strong>n Schlaganfall. Um dieseFettablagerungen zu entfernen, führten Gefäßchirurgen in den1950er-Jahren erstmals <strong>eine</strong> Operation, die sogenannte Endarteriektomie,durch. Man hoffte, das Schlaganfallrisiko durch diesenEingriff zu verringern. Wie bei je<strong>der</strong> Operation besteht aber auchhier ein durch den Eingriff selbst bedingtes Komplikationsrisiko.Trotz zunehmen<strong>der</strong> Popularität <strong>der</strong> Karotis-Endarteriektomiewurden erst in den 1980er-Jahren randomisierte Studien begonnen,um Vorteile und Risiken <strong>der</strong> Operation zu bewerten. Man nahm an,dass die dabei gewonnenen Erkenntnisse sowohl <strong>für</strong> die Patientenals auch ihre Ärzte von entscheiden<strong>der</strong> Bedeutung sein würden. Umden chirurgischen Eingriff mit <strong>der</strong> besten verfügbaren nichtchirurgischenTherapie zu vergleichen, wurden mit Patienten, die bereitsSymptome <strong>eine</strong>r Karotisstenose aufwiesen (leichter Schlaganfallo<strong>der</strong> flüchtige schlaganfallähnliche Symptome), zwei gut geplanteStudien durchgeführt – <strong>eine</strong> in Europa, die an<strong>der</strong>e in Nordamerika.An diesen Langzeitstudien nahmen mehrere tausend Patienten teil.Die Ergebnisse, die in den 1990er-Jahren veröffentlicht wurden,zeigten, dass die Operation das Schlaganfall- bzw. das Mortalitätsrisikosenken kann, dass dieser Vorteil aber vom Grad <strong>der</strong> Stenose in<strong>der</strong> Halsschlaga<strong>der</strong> abhängig <strong>ist</strong>. Für Patienten mit <strong>eine</strong>r vergleichsweisegeringfügigen Verengung war die Operation, die selbst <strong>eine</strong>nSchlaganfall auslösen kann, alles in allem eher von Nachteil. Diesewichtigen Erkenntnisse hatten unmittelbare Auswirkungen auf dieklinische Praxis. 2, 3Präeklampsie in <strong>der</strong> SchwangerschaftEin weiteres hervorragendes Beispiel <strong>für</strong> gute Forschung betrifftschwangere Frauen. Weltweit versterben jährlich ca. 600 000 Frauenan schwangerschaftsbedingten Komplikationen. Die me<strong>ist</strong>en dieserTodesfälle ereignen sich in Entwicklungslän<strong>der</strong>n, und viele davon© 2013 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, BernDieses Dokument <strong>ist</strong> nur <strong>für</strong> den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in k<strong>eine</strong>r Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden.Aus: Imogen Evans, Hazel Thornton, Iain Chalmers, Paul Glasziou; <strong>Wo</strong> <strong>ist</strong> <strong>der</strong> <strong>Beweis</strong>? – <strong>Plädoyer</strong> <strong>für</strong> <strong>eine</strong> <strong>evidenzbasierte</strong> <strong>Medizin</strong>. 1. Auflage.

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