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Wo ist der Beweis? Plädoyer für eine evidenzbasierte Medizin ...

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56 Mehr heißt nicht unbedingt besserIntensivtherapien bei BrustkrebsÜber die mit <strong>der</strong> Annahme, dass intensivere Therapien zwangsläufigvorteilhaft sind, verbundenen Gefahren können wir einige beson<strong>der</strong>swertvolle Lektionen aus den bei Brustkrebs empfohlenen Therapienziehen, von denen in den Nachrichten so oft zu hören <strong>ist</strong>.Wir tun das, weil …«Wir [Ärzte] tun manchmal Dinge, weil an<strong>der</strong>e Ärzte es auch so machen und wirnicht an<strong>der</strong>s sein wollen als sie; aus diesem Grund machen wir es genauso, o<strong>der</strong>weil es uns [von Dozenten, Ober- und Ass<strong>ist</strong>enzärzten] so beigebracht wurdeo<strong>der</strong> weil wir [von Dozenten, Verwaltungsdirektoren, Aufsichtsbehörden, Leitlinienentwicklern]dazu angehalten wurden und denken, dass wir das so machenmüssen, o<strong>der</strong> weil die Patienten es so wollen und wir <strong>der</strong> Meinung sind, dass wirihren Wünschen nachkommen sollten, o<strong>der</strong> weil wir das Gefühl haben, dass wirdas wegen größerer Anreize [unnötige Untersuchungen, vor allem bei apparateorientiertenÄrzten, und Arztbesuche] o<strong>der</strong> aus Angst [vor dem Rechtssystem, vorAudits] so machen sollten, o<strong>der</strong> wir machen es so, weil wir Zeit gewinnen wollen[um <strong>der</strong> Natur ihren Lauf zu lassen]; letzten Endes und gar nicht so selten machenwir es aber, damit wir etwas zu tun haben und weil wir unseren gesunden Menschenverstandnicht einschalten.»Parmar MS. We do things because (rapid response). BMJ.Eingestellt am 1. März 2004 unter www.bmj.com.Während des gesamten 20. Jh. und bis in das 21. Jh. hinein habenFrauen mit Brustkrebs etliche ausgesprochen brutale und qualvolleBehandlungen sowohl verlangt als auch über sich ergehen lassen.Einige dieser operativen und medikamentösen Behandlungen gingenaber weit über das hinaus, was zur Bekämpfung <strong>der</strong> Krankheiteigentlich nötig gewesen wäre. Bei etlichen Patientinnen wie auchbei ihren Ärzten waren diese Therapien zweifellos aber auch durchauspopulär. Je radikaler o<strong>der</strong> toxischer die Therapie – so die Überzeugung<strong>der</strong> Patientinnen –, umso größer auch ihre Chance, dieKrankheit besiegen zu können. Ärzte und Patientinnen, die bereitwaren, diese orthodoxen Ansichten über die Krankheit zu hinterfragen,kostete es viele Jahre, bevor es ihnen gelang, den Trend diesesIrrglaubens umzukehren. Sie mussten nicht nur zuverlässige Evidenzzusammentragen, um den Mythos des «Mehr <strong>ist</strong> besser» zubannen, son<strong>der</strong>n auch noch den Spott ihrer Kollegen und den Wi<strong>der</strong>standhoch angesehener Praktiker ertragen.© 2013 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, BernDieses Dokument <strong>ist</strong> nur <strong>für</strong> den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in k<strong>eine</strong>r Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden.Aus: Imogen Evans, Hazel Thornton, Iain Chalmers, Paul Glasziou; <strong>Wo</strong> <strong>ist</strong> <strong>der</strong> <strong>Beweis</strong>? – <strong>Plädoyer</strong> <strong>für</strong> <strong>eine</strong> <strong>evidenzbasierte</strong> <strong>Medizin</strong>. 1. Auflage.

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