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Wo ist der Beweis? Plädoyer für eine evidenzbasierte Medizin ...

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Faire Tests von Therapien 127Unter diesen nicht selten auftretenden Umständen stellt die Verblindungein wünschenswertes Merkmal fairer Tests dar. In <strong>eine</strong>rStudie über Therapien <strong>der</strong> multiplen Sklerose beispielsweise wurdenalle Patienten zum <strong>eine</strong>n von <strong>eine</strong>m Arzt untersucht, <strong>der</strong> nichtwusste, ob die Patienten die neuen Medikamente o<strong>der</strong> ein Medikamentohne aktiven Wirkstoff erhalten hatten (d. h., <strong>der</strong> Arzt war«verblindet»), dann aber auch von <strong>eine</strong>m Arzt, <strong>der</strong> über die Zuteilung<strong>der</strong> Patienten zur jeweiligen Vergleichsgruppe informiert war(d. h., <strong>der</strong> Arzt war «unverblindet»). Die von den «verblindeten»Ärzten durchgeführten Untersuchungen legten nahe, dass die neueTherapie nicht nützlich war, während die Beurteilungen <strong>der</strong> «unverblindeten»Ärzte darauf hindeuteten, dass die neue TherapieVorteile brachte. 8 Dieser Unterschied in <strong>der</strong> Beurteilung lässt daraufschließen, dass die neue Therapie nicht wirksam war und dass dieKenntnis <strong>der</strong> Behandlungszuteilung die «unverblindeten» Ärztedazu verleitet hatte, das «zu sehen, woran sie glaubten» o<strong>der</strong> woraufsie hofften. Je stärker also die Komponente <strong>der</strong> Subjektivität bei<strong>der</strong> Beurteilung von Behandlungsergebnissen <strong>ist</strong>, umso wünschenswerter<strong>ist</strong> die Verblindung, um <strong>eine</strong> faire Therapiestudie zugewährle<strong>ist</strong>en.Manchmal gelingt es sogar, Patienten darüber im Unklaren zulassen, ob bei ihnen ein echter chirurgischer Eingriff vorgenommenwurde o<strong>der</strong> nicht. Dazu wurde <strong>eine</strong> Studie bei Patienten mit Kniegelenkarthrosedurchgeführt. Hierbei zeigte <strong>der</strong> operative Eingriff,bei dem das arthrotisch verän<strong>der</strong>te Gelenk gespült und gereinigtwurde, k<strong>eine</strong>n eindeutigen Vorteil gegenüber <strong>eine</strong>m Vorgehen, beidem unter Narkose oberhalb des Knies lediglich ein Hautschnittgesetzt und «nur so getan wurde, als ob» <strong>der</strong> Gelenkraum danachgespült und gereinigt worden wäre. 9Häufig <strong>ist</strong> es aber schlicht unmöglich, Patienten und Ärzte gegenüberden jeweils zu vergleichenden Therapien zu verblinden –beispielsweise wenn <strong>eine</strong> chirurgische mit <strong>eine</strong>r medikamentösenTherapie verglichen wird o<strong>der</strong> wenn ein Medikament <strong>eine</strong> charakter<strong>ist</strong>ischeNebenwirkung aufwe<strong>ist</strong>. Aber selbst bei Ergebnissen, beidenen sich systematische Fehler (Bias) einschleichen könnten – etwabei <strong>der</strong> Feststellung <strong>der</strong> Todesursache o<strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Beurteilung <strong>eine</strong>rRöntgenaufnahme –, <strong>ist</strong> dies vermeidbar, wenn man da<strong>für</strong> sorgt,© 2013 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, BernDieses Dokument <strong>ist</strong> nur <strong>für</strong> den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in k<strong>eine</strong>r Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden.Aus: Imogen Evans, Hazel Thornton, Iain Chalmers, Paul Glasziou; <strong>Wo</strong> <strong>ist</strong> <strong>der</strong> <strong>Beweis</strong>? – <strong>Plädoyer</strong> <strong>für</strong> <strong>eine</strong> <strong>evidenzbasierte</strong> <strong>Medizin</strong>. 1. Auflage.

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