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Wo ist der Beweis? Plädoyer für eine evidenzbasierte Medizin ...

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Früher <strong>ist</strong> nicht zwangsläufig besser 75Des Weiteren kommt es bei 200 von 2 000 gescreenten Frauen zu<strong>eine</strong>m falschen Alarm durch falsch positive Befunde, die weiter abgeklärtwerden müssen: Die psychische Belastung, unter <strong>der</strong> die Betroffenenstehen, bis und auch noch nachdem sie wissen, ob sie anKrebs erkrankt sind, kann sehr schwerwiegend sein. Darüber hinauswird Frauen die Mammographie oft zusammen mit Empfehlungenzur Selbstuntersuchung <strong>der</strong> Brust o<strong>der</strong> zu Brustbewusstsein angeraten– beides Methoden, die nachweislich ebenfalls mehr Schadenanrichten als nutzen. 12Ein britischer Gesundheitsexperte hat darauf hingewiesen, dassdas Potenzial <strong>für</strong> <strong>eine</strong>n individuellen Nutzen des Mammographie-Screeningssehr gering <strong>ist</strong>. Er merkte dazu an: «Das <strong>ist</strong> nichtallen klar. Zum Teil <strong>ist</strong> dies auf die Verschleierung seitens <strong>der</strong> Organisatorenvon Mammographiediensten zurückzuführen, die <strong>der</strong>Meinung sind, dass sie die Vorteile herausstreichen müssen, um<strong>eine</strong> passable Compliance [mit dem Screening] sicherzustellen.» In<strong>eine</strong>r Bewertung <strong>der</strong> im Jahr 2010 verfügbaren Evidenz erklärte er:«Mammographie rettet Leben – dies trifft in stärkerem Maße <strong>für</strong>ältere Frauen zu; aber es birgt auch gewisse Nachteile.» Mit denNachteilen meint er die Überdiagnostizierung und die falsch positivenBefunde. Kritisch bemerkte er, dass die unvoreingenommenevollständige Untersuchung aller Einzelergebnisse aus neuerenScreeningstudien noch aussteht. 13 Während wir auf <strong>eine</strong> solcheunparteiische Evaluation noch warten, erhalten Frauen auch weiterhinEinladungen zum Mammographie-Screening. Zumindestmüssen ihnen dann aber hinreichend ausgewogene Informationenzur Verfügung gestellt werden, aufgrund <strong>der</strong>er sie (zusammen mitihrer Familie und, wenn sie das wünschen, ihrem Arzt) entscheidenkönnen, ob sie an diesem Screening teilnehmen möchten – o<strong>der</strong>nicht.Prostatakarzinom-Screening: deutliche Nachteile bei unklarenVorteilenDas Prostatakarzinom, die weltweit zweithäufigste Krebsart beiMännern 14 , lässt sich grob in zwei Typen unterteilen. Manche Männerleiden an <strong>eine</strong>r aggressiven Form <strong>der</strong> Krankheit; diese gefährli-© 2013 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, BernDieses Dokument <strong>ist</strong> nur <strong>für</strong> den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in k<strong>eine</strong>r Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden.Aus: Imogen Evans, Hazel Thornton, Iain Chalmers, Paul Glasziou; <strong>Wo</strong> <strong>ist</strong> <strong>der</strong> <strong>Beweis</strong>? – <strong>Plädoyer</strong> <strong>für</strong> <strong>eine</strong> <strong>evidenzbasierte</strong> <strong>Medizin</strong>. 1. Auflage.

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