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Wo ist der Beweis? Plädoyer für eine evidenzbasierte Medizin ...

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Faire Tests von Therapien 111welche Behandlungen höchstwahrscheinlich gar nicht helfen o<strong>der</strong>welche Behandlungen eventuell mehr schaden als nützen. Zudemkann uns die Forschung wichtige Hinweise darauf geben, wie Therapienwirken, und so Möglichkeiten zur Entwicklung besserer undsichererer Therapien aufzeigen.Die Erforschung von Therapieeffekten spielt überall <strong>eine</strong> Rolle,beson<strong>der</strong>s aber in Gesellschaften, die um die gerechte Verteilung <strong>der</strong>Ressourcen im Gesundheitswesen unter allen Patienten bemühtsind. Beispiele da<strong>für</strong> sind <strong>der</strong> britische National Health Service(NHS) o<strong>der</strong> die US Veterans Health Admin<strong>ist</strong>ration. In diesen Systemenmüssen ständig Entscheidungen darüber getroffen werden,welche Therapien – gemessen an den im Gesundheitswesen zwangsläufignur begrenzt verfügbaren Ressourcen – ihr Geld wert sind.Wenn einige Patienten Behandlungen erhalten, <strong>der</strong>en Wirksamkeitnicht belegt <strong>ist</strong>, kann dies zur Folge haben, dass an<strong>der</strong>en PatientenBehandlungen vorenthalten werden müssen, die sich als wirksamerwiesen haben. In Deutschland wurde <strong>für</strong> solche Nutzenbewertungen2004 das Institut <strong>für</strong> Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitsweseneingerichtet (www.iqwig.de).Die vorangegangenen Ausführungen sollen aber nicht den Eindruckerwecken, als seien die Eindrücke und Vorstellungen von Patientenund Ärzten bezüglich <strong>der</strong> Wirkungen medizinischer Therapienunwichtig. Tatsächlich sind sie häufig <strong>der</strong> Ausgangspunkt <strong>für</strong>die formale Untersuchung von ansch<strong>eine</strong>nd vielversprechendenneuen Therapien. Den Beobachtungen von Ärzten und Patientendurch formale Forschung nachzugehen, führt manchmal zur Aufdeckungsowohl schädlicher als auch nützlicher Therapieeffekte.Ein Beispiel da<strong>für</strong> <strong>ist</strong> die Patientin aus Kap. 2 (S. 48) und ihre Vermutung,dass das seltene Vaginalkarzinom ihrer Tochter vielleichtdurch das Medikament Diethylstilbestrol (DES) ausgelöst wordenwar, mit dem sie selbst 20 Jahre zuvor während ihrer Schwangerschaftbehandelt worden war. Und we<strong>der</strong> <strong>der</strong> Patient, <strong>der</strong> die unerwarteteNebenwirkung des neuen Medikaments erwähnte, das ihmwegen s<strong>eine</strong>s erhöhten Blutdrucks verschrieben worden war, nochsein Arzt hätten sich wohl zu dem Zeitpunkt träumen lassen, dassdiese Beobachtung die Grundlage <strong>für</strong> den Verkaufsschlager Sildenafil(Viagra) legen würde.© 2013 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, BernDieses Dokument <strong>ist</strong> nur <strong>für</strong> den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in k<strong>eine</strong>r Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden.Aus: Imogen Evans, Hazel Thornton, Iain Chalmers, Paul Glasziou; <strong>Wo</strong> <strong>ist</strong> <strong>der</strong> <strong>Beweis</strong>? – <strong>Plädoyer</strong> <strong>für</strong> <strong>eine</strong> <strong>evidenzbasierte</strong> <strong>Medizin</strong>. 1. Auflage.

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