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Wo ist der Beweis? Plädoyer für eine evidenzbasierte Medizin ...

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208 <strong>Wo</strong>durch zeichnet sich <strong>eine</strong> bessere Gesundheits versorgung aus?Tabelle 3: Herzinfarkt- bzw. Schlaganfallrisiko mit und ohne Behandlung.K<strong>eine</strong> BehandlungBehandlung mitMedikament BHerzerkrankung bzw.Schlaganfall(im Laufe von 10 Jahren)K<strong>eine</strong> Herzerkrankung bzw.kein Schlaganfall13 von 100 Personen 10 von 100 Personen87 von 100 Personen 90 von 100 PersonenInsgesamt 100 100Schlaganfalls verhin<strong>der</strong>t werden, die sonst aufgetreten wären, beträgtdie relative Risikoreduktion 3/13 o<strong>der</strong> ca. 23 %. Wir könnenalso sagen, dass mit Behandlung B die absolute Risikoreduktion 3 %und die relative Risikoreduktion 23 % beträgt. Das sind zwei verschiedeneMöglichkeiten, um ein und dasselbe auszudrücken.Die relative Risikoreduktion gibt immer <strong>eine</strong>n höheren Zahlenwertan – manchmal auch <strong>eine</strong>n sehr viel höheren – und erregt deshalbauch deutlich mehr Aufmerksamkeit. Wenn Sie also irgendwo<strong>eine</strong> Schlagzeile sehen, in <strong>der</strong> es heißt: «23 % Schlaganfälle verhin<strong>der</strong>t»,dann sagt das gar nicht aus. Denn alle weiteren Angaben zurspezifischen Personengruppe <strong>der</strong> Betroffenen, zur Zeitspanne bzw.,was am wichtigsten <strong>ist</strong>, zur Höhe des Schlaganfallrisikos ohne <strong>eine</strong>Behandlung fehlen. Sehr wahrscheinlich handelt es sich in diesemFall um die relative Risikoreduktion (aber das müssten Sie prüfen).Manchmal unterscheiden sich die Zahlen beträchtlich voneinan<strong>der</strong>.Sehen wir uns <strong>eine</strong>n Zeitungsbericht über <strong>eine</strong> Studie zumProstatakrebs-Screening an: «Könnte die Zahl <strong>der</strong> Todesfälle um20 % senken» klingt nach viel. Die Ergebnisse hätten aber auch an<strong>der</strong>sausgedrückt werden können, und zwar als 1 verhin<strong>der</strong>ter Todesfallpro 1 410 gescreente Männer (o<strong>der</strong> als klitzekl<strong>eine</strong> 0,07 %,d. h. die Verhütung von sieben vorzeitigen Todesfällen pro zehntausendgescreente Männer). Die 20 % geben die relative Risikoreduktionund die 0,07 % die absolute Risikoreduktion an. Letztere <strong>ist</strong>sehr viel niedriger, weil die Sterblichkeitsrate bei Prostatakrebsniedrig <strong>ist</strong> – und es wahrscheinlich nicht bis in die Schlagzeilen geschaffthätte. Die Quintessenz lautet: Wenn <strong>eine</strong> Behauptung in ei-© 2013 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, BernDieses Dokument <strong>ist</strong> nur <strong>für</strong> den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in k<strong>eine</strong>r Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden.Aus: Imogen Evans, Hazel Thornton, Iain Chalmers, Paul Glasziou; <strong>Wo</strong> <strong>ist</strong> <strong>der</strong> <strong>Beweis</strong>? – <strong>Plädoyer</strong> <strong>für</strong> <strong>eine</strong> <strong>evidenzbasierte</strong> <strong>Medizin</strong>. 1. Auflage.

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