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Wo ist der Beweis? Plädoyer für eine evidenzbasierte Medizin ...

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226 Aus den richtigen Gründen forschen: ein Entwurf <strong>für</strong> <strong>eine</strong> bessere Zukunftvorkommen, dass selektiv über die Ergebnisse von veröffentlichtenStudien berichtet wird, d. h., dass einige Ergebnisse von <strong>der</strong> Veröffentlichungausgeschlossen werden, weil sie <strong>für</strong> die untersuchteTherapie nicht so «positiv» o<strong>der</strong> günstig ausfallen. 9 Es musstenschon Patienten leiden und sterben, weil Forschungsberichte überdie Wirkungen von Therapien verzerrt wie<strong>der</strong>gegeben wurden.Deshalb <strong>ist</strong> <strong>eine</strong> solche Vorgehensweise sowohl unethisch als auchunwissenschaftlich.4. Unverzerrte und brauchbare Forschungsberichte erstellenAber auch wenn Studien veröffentlicht werden, so werden häufigwichtige Elemente weggelassen, die dem Leser <strong>eine</strong> echte Bewertungund Anwendung <strong>der</strong> Studienergebnisse ermöglichen würden. In <strong>eine</strong>rÜbersichtsarbeit zu 519 randomisierten Studien, die im Dezember2000 in angesehenen Fachzeitschriften publiziert worden war,wurde festgestellt, dass 82 % <strong>der</strong> analysierten Studien k<strong>eine</strong> Informationenzur Geheimhaltung <strong>der</strong> Behandlungszuteilung enthielten,und in 52 % k<strong>eine</strong> näheren Angaben darüber gemacht worden waren,welche Maßnahmen sie zur Reduzierung des Beobachterbiasergriffen hatten – beides sind, wie wir in Kapitel 6 erläutert haben,wichtige Kennzeichen guter Studien. 10 Die ungenügenden Angabenvon Einzelheiten erstrecken sich sogar auf die Beschreibung <strong>der</strong> untersuchtenTherapien. So wurde beispielsweise in <strong>eine</strong>r Studie, in<strong>der</strong> nachgewiesen wurde, dass das Aushändigen <strong>eine</strong>r bestimmtenBroschüre Patienten mit Reizdarmsyndrom (im Vergleich zu Patientenohne diese Broschüre) geholfen hat, nicht beschrieben, worumes in <strong>der</strong> Broschüre inhaltlich ging o<strong>der</strong> wie man sie sich beschaffenkann; diese «Behandlung» konnte deshalb nicht vonan<strong>der</strong>en Patienten o<strong>der</strong> Ärzten angewendet werden. Dies <strong>ist</strong> nur einBeispiel von vielen. Insgesamt wurde in dieser Untersuchung festgestellt,dass etwa ein Drittel <strong>der</strong> Studien k<strong>eine</strong> Angaben zu <strong>der</strong>artwichtigen Einzelheiten enthielt. 11Und schließlich versäumen es die me<strong>ist</strong>en veröffentlichten Studien,ihre Ergebnisse in den Kontext ähnlicher, früher durchgeführterStudien zu stellen. Ohne diesen wichtigen Schritt kannman, wie wir in Kapitel 8 dargelegt haben, unmöglich sagen, was© 2013 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, BernDieses Dokument <strong>ist</strong> nur <strong>für</strong> den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in k<strong>eine</strong>r Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden.Aus: Imogen Evans, Hazel Thornton, Iain Chalmers, Paul Glasziou; <strong>Wo</strong> <strong>ist</strong> <strong>der</strong> <strong>Beweis</strong>? – <strong>Plädoyer</strong> <strong>für</strong> <strong>eine</strong> <strong>evidenzbasierte</strong> <strong>Medizin</strong>. 1. Auflage.

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