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Wo ist der Beweis? Plädoyer für eine evidenzbasierte Medizin ...

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Neu – aber auch besser? 39Hauptziel <strong>der</strong> Behandlung <strong>ist</strong> es daher, das Risiko <strong>für</strong> diese Komplikationenzu verringern.Beworben wurde Avandia damit, dass es die Wirkung des körpereigenenInsulins auf <strong>eine</strong> neue Weise verbessere und dass es denälteren Medikamenten bei <strong>der</strong> Kontrolle des Blutzuckerspiegelsüber legen sei. Dabei stand <strong>der</strong> Blutzucker im Mittelpunkt und nichtdie schwerwiegenden, Leiden verursachenden Komplikationen,welche die Patienten letztendlich umbringen.Als Avandia zugelassen wurde, gab es wenige aussagekräftige Belege<strong>für</strong> s<strong>eine</strong> Wirksamkeit und k<strong>eine</strong> Nachweise <strong>für</strong> s<strong>eine</strong> Auswirkungenauf das Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko. Die Zulassungsbehördenfor<strong>der</strong>ten den Hersteller deshalb zur Durchführungzusätzlicher Studien auf, denn inzwischen wurde Avandia weltweithäufig und bege<strong>ist</strong>ert verschrieben. Dann tauchten aber allmählicherste Berichte über unerwünschte kardiovaskuläre Effekte auf, <strong>der</strong>enAnzahl stetig zunahm. 2004 zeigte sich die Weltgesundheitsorganisation(WHO) <strong>der</strong>art beunruhigt, dass sie den Hersteller auffor<strong>der</strong>te,die Evidenz bezüglich dieser Komplikationen noch einmalzu überprüfen. Der Hersteller kam dieser Auffor<strong>der</strong>ung nach undbestätigte das erhöhte Risiko. 6Allerdings dauerte es weitere sechs Jahre, bevor die Zulassungsbehördendie Evidenz genauer unter die Lupe nahmen und handelten.Im September 2010 verkündete die FDA, dass die Anwendungvon Avandia rigoros auf Patienten beschränkt werden müsse, <strong>der</strong>enTyp-2-Diabetes mit an<strong>der</strong>en Medikamenten nicht beherrschbar sei,und im selben Monat empfahl die europäische Arzneimittelzulassungsbehörde(European Medicines Agency, EMA), Avandia im Laufe<strong>der</strong> nächsten zwei Monate vom Markt zu nehmen. Beide Behördengaben als Grund <strong>für</strong> ihre Entscheidung das erhöhteHerzinfarkt- und Schlaganfallrisiko an. Mittlerweile wurde in unabhängigenUntersuchungen <strong>eine</strong> lange L<strong>ist</strong>e verpasster Handlungsmöglichkeitenaufgezeigt, und aus den Reihen <strong>der</strong> Ärzteschaftwurde auf die grundsätzliche Notwendigkeit hingewiesen, dass Zulassungsbehördenund Ärzte «bessere Nachweise verlangen müssten,bevor wir uns auf die Massenmedikation <strong>eine</strong>r großen Gruppevon Patienten einlassen, die sich zur Beratung und Behandlung anuns wenden». 7© 2013 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, BernDieses Dokument <strong>ist</strong> nur <strong>für</strong> den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in k<strong>eine</strong>r Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden.Aus: Imogen Evans, Hazel Thornton, Iain Chalmers, Paul Glasziou; <strong>Wo</strong> <strong>ist</strong> <strong>der</strong> <strong>Beweis</strong>? – <strong>Plädoyer</strong> <strong>für</strong> <strong>eine</strong> <strong>evidenzbasierte</strong> <strong>Medizin</strong>. 1. Auflage.

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