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Wo ist der Beweis? Plädoyer für eine evidenzbasierte Medizin ...

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Faire Tests von Therapien 125Wenn man weiß, wer in <strong>eine</strong>r Studie wie behandelt wird, könnensich daraus mehrere systematische Fehler ergeben. Ein solcher Fehler<strong>ist</strong> z. B., dass Patienten und Ärzte das Gefühl haben können, dassTeilnehmer, die <strong>der</strong> «neuen» Therapie zugeteilt sind, Glück haben,und dies kann sie unbewusst zu <strong>eine</strong>r Überbewertung <strong>der</strong> Vorzügedieser Therapie verleiten. An<strong>der</strong>erseits sind Patienten und Ärztevielleicht <strong>der</strong> Meinung, dass die den «älteren» Therapien zugeteiltenTeilnehmer benachteiligt sind, sodass ihre Enttäuschung dazu führenkann, dass sie etwaige positive Effekte unterbewerten. Das Wissenum die Zuteilung <strong>der</strong> Behandlungen kann Ärzte zudem dazuveranlassen, den Patienten, die den älteren Therapien zugeteilt wurden,<strong>eine</strong> zusätzliche Behandlung o<strong>der</strong> Pflege angedeihen zu lassen,um sie gewissermaßen <strong>für</strong> die Tatsache zu entschädigen, dass sienicht <strong>eine</strong>r <strong>der</strong> neueren, wenn auch ungeprüften Therapien zugeteiltwurden. Solche zusätzlichen Behandlungen bei Patienten in <strong>der</strong><strong>eine</strong>n, aber nicht in <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Vergleichsgruppe anzuwenden, erschwertdie Beurteilung <strong>eine</strong>r neuen Therapie und birgt die Gefahr,dass <strong>der</strong> Vergleich dadurch unfair wird und die Ergebnisse verfälschtwerden. Eine Möglichkeit, wie man Unterschiede in Vergleichenzwischen beabsichtigten und tatsächlich verabreichtenTherapien vermin<strong>der</strong>n kann, <strong>ist</strong> da<strong>für</strong> zu sorgen, dass die neuerenund älteren Therapien möglichst gleich aussehen, gleich schmeckenund gleich riechen.Und genau das passiert beim Vergleich zwischen <strong>eine</strong>r Therapiemit erhofften nützlichen Wirkungen und <strong>eine</strong>r Therapie ohne aktiveWirkstoffe (<strong>eine</strong>r Scheinbehandlung o<strong>der</strong> <strong>eine</strong>m Placebo), diegenauso aussieht, riecht, schmeckt und sich anfühlt wie die «richtige»Therapie. Ein solches Vorgehen nennt man «Verblindung» o<strong>der</strong>«Maskierung». Wenn diese «Verblindung» erreicht werden kann(und es gibt viele Fälle, in denen das nicht möglich <strong>ist</strong>), dann unterscheidensich die Patienten in den beiden Vergleichsgruppen imGrunde nur in <strong>eine</strong>r Hinsicht – und zwar darin, ob sie <strong>der</strong> neuenTherapie o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Therapie ohne aktive Wirkstoffe zugeteilt wurden.Dadurch können auch die Ärzte und Pflegekräfte, die die Studienteilnehmerversorgen, weniger gut erkennen, ob ihre Patientendie neue Therapie erhalten o<strong>der</strong> nicht. Wenn we<strong>der</strong> Ärzte noch Patientenwissen, welche Therapie verabreicht wird, spricht man von© 2013 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, BernDieses Dokument <strong>ist</strong> nur <strong>für</strong> den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in k<strong>eine</strong>r Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden.Aus: Imogen Evans, Hazel Thornton, Iain Chalmers, Paul Glasziou; <strong>Wo</strong> <strong>ist</strong> <strong>der</strong> <strong>Beweis</strong>? – <strong>Plädoyer</strong> <strong>für</strong> <strong>eine</strong> <strong>evidenzbasierte</strong> <strong>Medizin</strong>. 1. Auflage.

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