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Wo ist der Beweis? Plädoyer für eine evidenzbasierte Medizin ...

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96 Wie man mit Unsicherheit im Hinblick auf Therapieeffekte umgehtals Patient wichtiger war? Und auch heute, zwei Jahrzehnte später,besteht nach wie vor Unsicherheit über die Behandlung dieser dochsehr häufig vorkommenden Art von Verletzung. 12In diesem Zusammenhang stellen sich verschiedene Fragen. Erstens:Lagen zuverlässige Ergebnisse aus klinischen Studien (Evidenz)vor, anhand <strong>der</strong>er man die beiden sehr unterschiedlichen Ansätze,die von den zwei Chirurgen empfohlen wurden, hätte vergleichenkönnen? Wenn ja, enthielt diese Evidenz Angaben zu den jeweiligenAuswirkungen auf die Behandlungsergebnisse (z. B. Schmerzlin<strong>der</strong>ungo<strong>der</strong> weniger Muskelschwund), die <strong>für</strong> Iain o<strong>der</strong> <strong>für</strong> an<strong>der</strong>ePatienten mit möglicherweise an<strong>der</strong>en Präferenzen wichtig seinkönnten? Und was passiert, wenn es k<strong>eine</strong> Evidenz mit den zur Beantwortungdieser Fragen nötigen Informationen gibt?Sich mit Unsicherheiten auseinan<strong>der</strong>setzen: <strong>eine</strong> Frage auf Leben und Tod«Wenn man sich nicht mit den Unsicherheiten über die Effekte von Therapienauseinan<strong>der</strong>setzt, dann kann dies in ganz massivem Umfang zu Leiden undTodesfällen führen, die eigentlich vermeidbar wären. So hätten hun<strong>der</strong>ttausendenvon Frauen Leiden und Tod erspart werden können, wenn man Diazepamund Phenytoin bei ihrer Einführung zur Behandlung von Eklampsie (d. h. bei ihrerZulassung als Antikonvulsiva) mit dem seit Jahrzehnten in Gebrauch befindlichenMagnesiumsulfat verglichen hätte. Und wenn die Wirkungen systemischer Steroidezur Behandlung traumatischer Hirnverletzungen überprüft worden wären,bevor diese Therapie breite Anwendung fand, hätten zehntausende von unnötigenTodesfällen verhin<strong>der</strong>t werden können. Dies sind nur zwei Beispiele vonvielen, die man anführen könnte, um zu veranschaulichen, warum Ärzte vonBerufs wegen die Pflicht haben, sich an <strong>der</strong> Klärung von Unsicherheiten imHinblick auf Behandlungseffekte zu beteiligen.»Chalmers I. Addressing uncertainties about the effects of treatmentsoffered to NHS patients: whose responsibility?Journal of the Royal Society of Medicine 2007; 100: 440.Manche Ärzte wissen genau, was sie tun müssen, wenn es k<strong>eine</strong> zuverlässigenInformationen über die Wirkungen alternativer Behandlungengibt. Sie sind darauf eingestellt, mit ihren Patienten überdiese Unsicherheit zu sprechen. So meinte ein Arzt, <strong>der</strong> sich auf dieVersorgung von Schlaganfall-Patienten spezialisiert hat, die Forschungsergebnissewürden zwar zeigen, dass es <strong>für</strong> s<strong>eine</strong> Patientenbesser wäre, wenn sie auf <strong>eine</strong>r speziellen Schlaganfallstation (StrokeUnit) versorgt würden, dass es aber – bei vielen Typen von Patienten© 2013 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, BernDieses Dokument <strong>ist</strong> nur <strong>für</strong> den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in k<strong>eine</strong>r Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden.Aus: Imogen Evans, Hazel Thornton, Iain Chalmers, Paul Glasziou; <strong>Wo</strong> <strong>ist</strong> <strong>der</strong> <strong>Beweis</strong>? – <strong>Plädoyer</strong> <strong>für</strong> <strong>eine</strong> <strong>evidenzbasierte</strong> <strong>Medizin</strong>. 1. Auflage.

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