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Wo ist der Beweis? Plädoyer für eine evidenzbasierte Medizin ...

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64 Mehr heißt nicht unbedingt besserDer uneingeschränkte Zugang zu <strong>eine</strong>r solchen ungeprüftenTherapie hatte noch <strong>eine</strong>n weiteren schwerwiegenden Nachteil: Esstanden nicht genug Patientinnen <strong>für</strong> Studien zur Verfügung, indenen diese Therapien mit Standardbehandlungen verglichen werdensollten. Infolgedessen dauerte es deutlich länger als vorgesehen,bis verlässliche Antworten aus fairen Studien vorlagen.Doch trotz <strong>der</strong> Schwierigkeiten, unter diesem Druck zu unverzerrtenwissenschaftlichen Belegen (Evidenz) zu gelangen, wurdenetliche klinische Studien durchgeführt und an<strong>der</strong>e Evidenz kritischgeprüft. Ein systematischer Review, in dem die akkumulierten Studienergebnisse<strong>der</strong> konventionellen Chemotherapie mit denen <strong>eine</strong>rhochdosierten Chemotherapie und anschließen<strong>der</strong> Knochenmarktransplantationals allgem<strong>eine</strong>r Behandlungsstrategie bei Brustkrebsverglichen wurden, kam 2004 zu <strong>der</strong> Erkenntnis, dass es k<strong>eine</strong> überzeugendenBelege <strong>für</strong> <strong>eine</strong>n Nutzen <strong>der</strong> Chemotherapie plus Knochenmarktransplantationgab.10, 11Der Kampf um unverzerrte Evidenz«Die Wissenschaftler waren davon ausgegangen, dass es ungefähr drei Jahredauern würde, um ca. 1 000 Frauen in die beiden Studien aufzunehmen. Stattdessenbenötigte man dazu sieben Jahre … Das <strong>ist</strong> nicht weiter überraschend …Patientinnen, die an klinischen Studien teilnehmen, müssen <strong>eine</strong> Einverständniserklärungunterzeichnen, in <strong>der</strong> ihre trostlose Prognose explizit benannt unddarauf hingewiesen wird, dass es k<strong>eine</strong>rlei Belege da<strong>für</strong> gibt, dass <strong>eine</strong> Knochenmarktransplantationbesser <strong>ist</strong> als die Standardtherapien. Um in <strong>eine</strong> Studie aufgenommenzu werden, muss man sich diesen Tatsachen stellen, und das <strong>ist</strong> ink<strong>eine</strong>m Fall einfach. Findet <strong>eine</strong> solche Transplantation außerhalb von Studienstatt, die auch über <strong>eine</strong> Kontrollgruppe von Patientinnen verfügen (also außerhalbvon sogenannten randomisierten Studien), dann würden bege<strong>ist</strong>erte Ärzte<strong>der</strong> Patientin vielleicht weismachen, dass <strong>eine</strong> Transplantation ihr Leben rettenkönne. Patienten haben ein Recht auf die Wahrheit, doch werden sie verständlicherweisenicht gerade Ärzte aufsuchen, die ihnen ihre Hoffnung rauben.»Nach Kolata G, Eichenwald K. Health business thrives on unproven treatment,leaving science behind. New York Times Special Report, 2. Oktober 1999.© 2013 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, BernDieses Dokument <strong>ist</strong> nur <strong>für</strong> den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in k<strong>eine</strong>r Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden.Aus: Imogen Evans, Hazel Thornton, Iain Chalmers, Paul Glasziou; <strong>Wo</strong> <strong>ist</strong> <strong>der</strong> <strong>Beweis</strong>? – <strong>Plädoyer</strong> <strong>für</strong> <strong>eine</strong> <strong>evidenzbasierte</strong> <strong>Medizin</strong>. 1. Auflage.

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