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Wo ist der Beweis? Plädoyer für eine evidenzbasierte Medizin ...

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Gute, schlechte und überflüssige klinische Forschung 177tion sowie von Bewegungsschulungen und Bewältigungsstrategien,die Patienten im Umgang mit dieser chronischen, behin<strong>der</strong>ndenund oft auch schmerzhaften Krankheit besser unterstützen können.Diese Formen <strong>der</strong> Behandlung und Krankheitsbewältigung bietennatürlich <strong>eine</strong>n deutlich geringeren Spielraum <strong>für</strong> die kommerzielleNutzung als Medikamente, weshalb man sie häufig einfachignoriert.In wie vielen an<strong>der</strong>en Bereichen <strong>der</strong> Therapieforschung würdewohl ein ähnliches Ungleichgewicht hinsichtlich <strong>der</strong> <strong>für</strong> Patientenund Ärzte relevanten Fragen zu Therapieeffekten und den Fragen,mit denen sich die Wissenschaftler tatsächlich beschäftigen, zu Tagetreten, wenn man sie wie oben beschrieben bewerten würde? Lei<strong>der</strong>scheint <strong>eine</strong> solche Diskrepanz eher die Regel als die Ausnahme zusein. 18–21Geringfügige Än<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> Arzneimittelformulierung habennur selten zur Folge, dass die Medikamente vollkommen neueund noch vorteilhaftere Wirkungen zeigen. Und doch herrscht in<strong>der</strong> Therapieforschung diese Art von Studien vor, nicht nur in Bezugauf Arthritis, son<strong>der</strong>n auch hinsichtlich an<strong>der</strong>er chronischerKrankheiten. Was <strong>für</strong> <strong>eine</strong> Vergeudung von Ressourcen!Wer entscheidet, was untersucht wird?Diese Situation <strong>ist</strong> alles an<strong>der</strong>e als befriedigend. Wie konnte es dazukommen? Ein Grund <strong>ist</strong>, dass das, was von Wissenschaftlern untersuchtwird, durch äußere externe Faktoren verzerrt wird. 22 So betreibtz. B. die pharmazeutische Industrie Forschung vorrangig, umihre Verantwortung gegenüber den Anteilseignern zu erfüllen, d. h.um Gewinne zu erzielen. Die Verantwortung gegenüber Patientenund Ärzten kommt erst an zweiter Stelle. Unternehmen unterliegendem Einfluss großer Märkte – etwa dem Markt <strong>der</strong> Frauen, die vor<strong>der</strong> Frage stehen, ob sie sich <strong>eine</strong>r Hormonersatztherapie unterziehensollen, o<strong>der</strong> dem Markt aller depressiven, ängstlichen o<strong>der</strong> unglücklichenMenschen o<strong>der</strong> dem <strong>der</strong> Schmerzpatienten. Doch hat diesekommerziell ausgerichtete Vorgehensweise in den letzten Jahrzehntennur selten wichtige neue Therapien hervorgebracht – noch nichteinmal <strong>für</strong> die sogenannten «Volkskrankheiten». Stattdessen werden© 2013 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, BernDieses Dokument <strong>ist</strong> nur <strong>für</strong> den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in k<strong>eine</strong>r Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden.Aus: Imogen Evans, Hazel Thornton, Iain Chalmers, Paul Glasziou; <strong>Wo</strong> <strong>ist</strong> <strong>der</strong> <strong>Beweis</strong>? – <strong>Plädoyer</strong> <strong>für</strong> <strong>eine</strong> <strong>evidenzbasierte</strong> <strong>Medizin</strong>. 1. Auflage.

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