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Wo ist der Beweis? Plädoyer für eine evidenzbasierte Medizin ...

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126 Faire Tests von Therapien<strong>eine</strong>r «Doppelblindstudie». Infolgedessen haben die Patienten inbeiden Vergleichsgruppen <strong>eine</strong> ähnlich starke Motivation, die ihnenzugeteilte Behandlung zu befolgen. Zudem nimmt auch die Wahrscheinlichkeitzu, dass die Ärzte, die sich um sie kümmern, allePatienten gleich behandeln.Faire Erfassung des BehandlungsergebnissesEiner <strong>der</strong> Gründe <strong>für</strong> die Anwendung von Scheinbehandlungen inTherapievergleichen <strong>ist</strong> zwar, Patienten und Ärzte bei <strong>der</strong> Befolgung<strong>der</strong> jeweils zugeteilten Behandlung zu unterstützen, doch es gibtnoch <strong>eine</strong>n triftigeren Grund <strong>für</strong> <strong>eine</strong> solche «Verblindung», undzwar die Reduktion von systematischen Fehlern bei <strong>der</strong> Auswertung<strong>der</strong> Behandlungsergebnisse.Die Methode <strong>der</strong> Verblindung hat <strong>eine</strong> interessante Geschichte.So ordnete z. B. im 18. Jh. Ludwig XVI. von Frankreich an, AntonMesmers Behauptung zu prüfen, dass <strong>der</strong> «animalische Magnetismus»(gelegentlich auch als «Mesmerismus» bezeichnet) vorteilhafteWirkungen habe. Der König wollte wissen, ob die Wirkungen auf<strong>eine</strong> «echte (physikalische) Kraft» o<strong>der</strong> eher auf Kräfte <strong>der</strong> «Imagination»(Einbildung) zurückzuführen seien. In <strong>eine</strong>m Behandlungstestteilte man den Teilnehmern, denen die Augen verbundenworden waren, mit, dass sie mit animalischem Magnetismus behandeltbzw. nicht damit behandelt würden, wobei gelegentlich genaudas Gegenteil erfolgte. Die Teilnehmer gaben nur dann an, dass siedie Wirkungen <strong>der</strong> «Behandlung» gespürt hätten, wenn ihnen vorhergesagt worden war, dass sie diese Behandlung erhalten würden.Eine Verzerrung <strong>der</strong> Ergebnisbewertung <strong>ist</strong> bei manchen Ergebniswerten,die in <strong>der</strong> Studie gemessen werden (Outcomes) – beispielsweiseÜberleben – sehr unwahrscheinlich, da kaum Zweifeldarüber aufkommen dürften, ob ein Patient gestorben <strong>ist</strong> o<strong>der</strong>nicht. Bei den me<strong>ist</strong>en Ergebnissen dürfte die Bewertung allerdingsmit <strong>eine</strong>r gewissen Subjektivität einhergehen, weil die zu messendenStudienergebnisse auch das Auftreten von Symptomen wie Schmerzenund Angst bei den Patienten beinhalten sollten und dies oftmalsauch tun.© 2013 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, BernDieses Dokument <strong>ist</strong> nur <strong>für</strong> den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in k<strong>eine</strong>r Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden.Aus: Imogen Evans, Hazel Thornton, Iain Chalmers, Paul Glasziou; <strong>Wo</strong> <strong>ist</strong> <strong>der</strong> <strong>Beweis</strong>? – <strong>Plädoyer</strong> <strong>für</strong> <strong>eine</strong> <strong>evidenzbasierte</strong> <strong>Medizin</strong>. 1. Auflage.

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