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Wo ist der Beweis? Plädoyer für eine evidenzbasierte Medizin ...

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62 Mehr heißt nicht unbedingt besserEvidenz davon überzeugen, dass <strong>eine</strong> radikale Operation mehrSchaden anrichtet als nützt. Und in den letzten Jahrzehnten des 20.Jahrhun<strong>der</strong>ts begannen sich auch die Einstellungen <strong>der</strong> Patientinnenund <strong>der</strong> Öffentlichkeit zu wandeln. Angeführt durch die Arbeitvon Patientenaktiv<strong>ist</strong>en wie Rose Kushner (s. Kap. 11) in den USAund an<strong>der</strong>swo, fanden sich auf <strong>der</strong> ganzen Welt besser informiertePatientengruppen zusammen, um den «Mehr <strong>ist</strong> besser»-Ansatz in<strong>der</strong> chirurgischen Brustkrebsbehandlung und den damit oftmalseinhergehenden ärztlichen Paternalismus kritisch zu hinterfragen.Diese auf breiter Front stattfindenden Aktivitäten von Patientinnenund Ärzten stellten die chirurgische Überbehandlung <strong>der</strong> vergangenenJahre fast überall erfolgreich infrage. Angesichts dessen <strong>ist</strong>es nahezu unglaublich, dass sich trotzdem noch immer Berichteüber die Durchführung unnötiger und verstümmeln<strong>der</strong> Brustoperationenfinden: So wurden etwa 2003 in Japan noch mehr als 150radikale Brustoperationen ausgeführt. 5Bis zum Jahr 1985 war es allein aufgrund <strong>der</strong> ungeheuren Anzahlvon Brustkrebsstudien zu allen möglichen Aspekten <strong>der</strong> Therapiesehr schwer, sich hinsichtlich <strong>der</strong> neusten Ergebnisse auf dem Laufendenzu halten. Um dieses Problem zu lösen, fassten Richard Petound Kollegen in Oxford alle Studienergebnisse mit sämtlichen Informationenüber alle Frauen, die an den vielen Studien teilgenommenhatten, in <strong>eine</strong>r ganzen Reihe von systematischen Übersichtsarbeiten(systematische Reviews; s. Kap. 8) zusammen. 6 Mittlerweilewerden die systematischen Reviews zu Brustkrebstherapien regelmäßigauf den neuesten wissenschaftlichen Stand gebracht undpubliziert. 7, 8KnochenmarktransplantationDennoch bedeutete das Ende <strong>der</strong> verstümmelnden Chirurgie nichtauch das Ende <strong>der</strong> «Mehr <strong>ist</strong> besser»-Denkweise – im Gegenteil.Während <strong>der</strong> letzten 20 Jahre des 20. Jh. wurde ein neuer Ansatz <strong>für</strong>die Therapie des Brustkrebses eingeführt: <strong>eine</strong> hochdosierte Chemotherapiemit anschließen<strong>der</strong> Knochenmarktransplantation o<strong>der</strong>«Stammzellrettung». Ein Bericht in <strong>der</strong> New York Times aus demJahr 1999 fasste die Gründe <strong>für</strong> diesen Ansatz wie folgt zusammen:© 2013 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, BernDieses Dokument <strong>ist</strong> nur <strong>für</strong> den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in k<strong>eine</strong>r Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden.Aus: Imogen Evans, Hazel Thornton, Iain Chalmers, Paul Glasziou; <strong>Wo</strong> <strong>ist</strong> <strong>der</strong> <strong>Beweis</strong>? – <strong>Plädoyer</strong> <strong>für</strong> <strong>eine</strong> <strong>evidenzbasierte</strong> <strong>Medizin</strong>. 1. Auflage.

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