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Wo ist der Beweis? Plädoyer für eine evidenzbasierte Medizin ...

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140 Den Zufallsfaktor berücksichtigen<strong>eine</strong>n weniger deutlichen Effekt nahelegt (<strong>der</strong> stat<strong>ist</strong>isch nicht signifikant<strong>ist</strong> und wahrscheinlich <strong>eine</strong> Unterschätzung des wahren Effektsdarstellt) und <strong>der</strong> Schätzwert aus Zentren in <strong>der</strong> Kategorie«an<strong>der</strong>e Kontinente» auf <strong>eine</strong>n stärkeren Effekt schließen lässt (wobeies sich wahrscheinlich um <strong>eine</strong> Überbewertung handelt).Genauso, wie man den Zufallsfaktor min<strong>der</strong>n kann, indem mandie Daten aus vielen Zentren in <strong>eine</strong>r multinationalen klinischenStudie kombiniert, so können auch die Ergebnisse aus ähnlichen,aber voneinan<strong>der</strong> unabhängigen Studien manchmal stat<strong>ist</strong>isch in<strong>eine</strong>r «Meta-Analyse» (s. a. Kap. 8) zusammengefasst werden. DieMethoden <strong>für</strong> solche Meta-Analysen wurden viele Jahre lang vonStat<strong>ist</strong>ikern entwickelt. In größerem Umfang wurden sie aber erst inden 1970er-Jahren eingesetzt, und zwar zunächst von Sozialwissenschaftlernin den USA und später dann von <strong>Medizin</strong>wissenschaftlern.Seit Ende des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts sind Meta-Analysen überall alswichtiger Bestandteil fairer Therapietests anerkannt.So wurden beispielsweise fünf Studien in fünf verschiedenenLän<strong>der</strong>n organisiert und unabhängig voneinan<strong>der</strong> finanziert, um<strong>eine</strong>r Frage nachzugehen, die seit 60 Jahren unbeantwortet gebliebenwar: «Bei welchem Sauerstoffspiegel im Blut <strong>ist</strong> die Wahrscheinlichkeitam höchsten, dass Frühgeborene ohne größere Behin<strong>der</strong>ungenüberleben?» Ist <strong>der</strong> Sauerstoffspiegel im Blut nämlich zu hoch,können die Säuglinge erblinden; <strong>ist</strong> er zu niedrig, können sie sterbeno<strong>der</strong> <strong>eine</strong> Zerebralparese entwickeln. Da die verschiedenen Sauerstoffdosierungenselbst bei diesen winzigen Babys wahrscheinlichnur mäßige Unterschiede bewirken, braucht man <strong>eine</strong> große Anzahlvon Säuglingen, um diese Unterschiede nachweisen zu können.Deshalb erklärten sich die <strong>für</strong> jede dieser fünf Studien verantwortlichenForscherteams zu <strong>eine</strong>r Zusammenfassung <strong>der</strong> Ergebnisse ihrerjeweiligen Studien bereit, um dadurch <strong>eine</strong> zuverlässigere Schätzungzu ermöglichen, die mit je<strong>der</strong> einzelnen ihrer Studien nichtmöglich gewesen wäre. 4• Bei <strong>der</strong> Beurteilung <strong>der</strong> Frage, wie viel Vertrauen man in die Qualitätund Quantität <strong>der</strong> verfügbaren Evidenz setzen kann, muss auchdem «Zufallsfaktor» Rechnung getragen werden.© 2013 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, BernDieses Dokument <strong>ist</strong> nur <strong>für</strong> den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in k<strong>eine</strong>r Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden.Aus: Imogen Evans, Hazel Thornton, Iain Chalmers, Paul Glasziou; <strong>Wo</strong> <strong>ist</strong> <strong>der</strong> <strong>Beweis</strong>? – <strong>Plädoyer</strong> <strong>für</strong> <strong>eine</strong> <strong>evidenzbasierte</strong> <strong>Medizin</strong>. 1. Auflage.

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